Pfingstbrief an die Brüder in der Welt 2024. Eric LOZADA

“Komm, Heiliger Geist, und erneuere das Antlitz der Erde…”

“Komm, Heiliger Geist, komm!… Komm, Vater der Armen! Komm, Quelle all unserer Reichtümer!… Oh, gesegnetes göttliches Licht, leuchte in unseren Herzen… Heile unsere Wunden, erneuere unsere Kraft; gieße deinen Tau auf unsere Trockenheit… Beuge das widerspenstige Herz und den Willen; schmelze das Gefrorene, wärme die Kälte; leite die Schritte, die in die Irre gehen…” Amen.

Liebe Brüder,

Grüße von Frieden und Feuer im Heiligen Geist!!

Wie geht es euch? Welches waren eure Freuden und Enttäuschungen in eurem Dienst? Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, sie zu benennen und sich mit ihnen zu beschäftigen, um einen ausgeglicheneren und freudvolleren Dienst zu leisten. Ich trage euch alle im Herzen, wenn ich diesen Brief im Galiläa-Zentrum in Tagaytay auf den Philippinen schreibe, während ich an der Hirtenausbildung für Vikare und Seminarausbilder teilnehme.

Ich frage: Welches ist das Gesicht oder welches sind die Gesichter der Erde, für die flehen, dass der Geist komme und sie erneuere? Es könnte uns guttun, innezuhalten und einen langen Blick mit den Augen des Glaubens und der Vernunft auf unsere heutige flüchtige Welt zu werfen. Wenn wir diesen Blick nicht tun, lassen wir eine sehr politisierte Sichtweise als die einzige, absolute gelten. Es besteht die Versuchung, die Sicht des Glaubens der reduktionistischen Sichtweise des Säkularismus zu überlassen und den Blick der Vernunft der deterministischen Linse des ungezügelten Materialismus. Wenn wir den Geist einladen zu kommen, geben wir zu, dass es uns selbst schwer fällt zu sehen, dass wir blind sind in unserer unerlösten, verwundeten, erstarrten, trockenen und sturen Art zu sehen und zu verstehen. Wenn wir also beten: “Komm, Heiliger Geist”, bitten wir ihn, in unser Leben einzugreifen, unsere Herzen und unseren Verstand zu erneuern, damit wir so sehen können, wie er uns sehen lassen will, und damit wir angemessen auf die Realitäten unserer Welt reagieren können. Die prophetischen Aufrufe von Papst Franziskus, freudige Missionare des Evangeliums zu sein, an die Peripherien zu gehen, sich gemeinsam um Mutter Erde zu kümmern, allen Brüder und Schwestern zu sein, sind geisterfüllte Blickwinkel, von denen aus wir das Warum, das Wo, das Was, das Wie unserer heutigen Welt im Licht des Evangeliums sehen und darauf reagieren.

Viele von uns sind von Ungerechtigkeit, Armut, Zerstörung, Gewalt, Migration und Marginalisierung betroffen, und es ist ein wenig kurzsichtig, die Welt aus einer pessimistischen, hilflosen Perspektive zu betrachten. Oder einige von uns befinden sich in einer Situation, in der sie bessere Chancen, Überfluss, Macht, Privilegien und Ehre genießen, und die Versuchung ist groß, die Welt aus der Perspektive eines gleichgültigen Beobachters zu betrachten. Nachdem wir 2019 in Cebu unsere Identität definiert haben, dass wir missionarische Jünger Jesu von Nazareth sind, inspiriert durch den Weg von Bruder Karl, halte ich es für wichtig, dass wir den Heiligen Geist ausdrücklich darum bitten, uns aus den Gräbern der Bequemlichkeit, des Narzissmus, der Gleichgültigkeit, des Klerikalismus und des Anspruchsdenkens zu erwecken und in unseren Herzen Einfachheit, Zärtlichkeit, brüderliche Sorge und Großzügigkeit neu zu entfachen, so dass wir authentische Mitarbeiter des Heiligen Geistes für die Transformation unserer Welt werden, genau dort, wo wir leben. Wir träumen auch davon, gemeinsam Baumeisterinnen und Baumeister der Geschwisterlichkeit zu sein, die das Thema unserer nächsten Weltversammlung sein wird.

In unseren spirituellen Praktiken der täglichen Anbetung, der täglichen Meditation des Evangeliums, des monatlichen Wüstentages und des monatlichen brüderlichen Treffens und in der Spiritualität der Einfachheit von Nazareth sind wir vielleicht nicht sehr konsequent, aber wir lassen uns weiterhin von unseren alternden Brüdern inspirieren, die durch das Leben Zeugnis gegeben haben. Vom Geist berührt, ist unsere Armut auch unsere Stärke. Auf dem spirituellen Weg kommt es nicht so sehr auf die Anzahl und das Alter an, sondern auf die Qualität des Zeugnisses, auch wenn wir nur wenige sind. Unsere ständige Rückbesinnung auf unsere spirituellen Praktiken schult unseren Geist und macht unser Herz weich, so dass unser missionarisches Engagement in der Welt aus unserer Nähe zu Gott in Jesus von Nazareth und aus unseren prägenden Begegnungen mit den Armen entsteht. Wenn Papst Franziskus uns einlädt, uns vom Geist überraschen zu lassen, wenn wir zusammen auf dem Weg sind und einander in dieser synodalen Kirche zuhören, dann ist dieser Prozess zur Botschaft geworden. Wenn wir gemeinsam von einer friedlicheren und geschwisterlicheren Welt träumen, verpflichten wir uns zu friedlichen und geschwisterlichen Prozessen auf allen Ebenen und in allen Formen. Denn aus Gewalt kann kein Frieden entstehen, und es kann keinen Frieden in Gemeinschaft geben, wenn Menschen verbitterte und unversöhnte Herzen haben. Es war Mahatma Gandhi, der sagte, dass Frieden die Waffe der Starken ist, während Gewalt die Waffe der Schwachen ist. Gewalt ist die Waffe derer, die ihre Ängste, ihre Unsicherheit, ihren Neid und ihre Hilflosigkeit mit einer Rüstung maskieren, die das Leben aller Menschen bedroht, auch das von Mutter Erde. So beten wir mit Überzeugung: Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen, erneuere unsere Kraft, beuge unser stures Herz und unseren Willen, lenke die Schritte, die in die Irre gehen.”

Möge die Fürsprache unseres großen Bruders, des heiligen Charles de Foucauld, unsere Entschlossenheit stärken, missionarische Jünger des auferstandenen Christus und Förderer der Geschwisterlichkeit in unserer sehr unbeständigen Welt zu sein. Bitte betet für mich, euren kleinen Bruder, während ich euch weiterhin im Gebet an mein Herz drücke.

Euer Diener-Bruder,
Eric LOZADA, Verantwortlicher Bruder


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Weichnachtsbriel 2023 en die Brüder in der ganzen Welt. Eric LOZADA, Verantwortlicher Bruder

«Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.» (Mt 1,23)

«Weihnachten drehte sich schon immer darum: über den Besuch Gottes bei seinem Volk nachdenken.» (Papst Franziskus)

«Ich wurde geboren, geboren für dich, geboren in einer Höhle, im Dezember, in der Kälte, in einer winterlichen Nacht, in Armut und in Einsamkeit, selbst den Ärmsten unbekannt. Warum wurde ich auf diese Weise geboren? Damit du an meine Liebe glauben wirst, denn meine Liebe für dich kennt keine Grenzen. Weil ich dich so fest geliebt habe, setze alle Hoffnung auf mich. Ich lehre dich, mich zu lieben… Seit meiner Geburt habe ich mich dir stets gezeigt und mich ganz in deine Hände gelegt… Du konntest mich sehen, mich halten, mich hören, mir dienen, mich trösten… Ich habe mich dir bei meiner Geburt nicht nur für ein paar Tage oder Jahre gegeben, sondern ich gab mich in deine Hände für immer, bis zum Ende der Zeit.» (Br. Karls Mediation der Geburtsszene)

Liebe Brüder,

Weihnachtsgrüsse an euch alle!

Wie werdet ihr und eure Gemeinschaft dieses Jahr Weihnachten feiern? Gibt es neue und kreative Aspekte aus den vergangenen Jahren in eurem Feiern? Ist Weihnachten noch immer die friedliche, ruhige und bescheidene Gegenwart des Emmanuel in unserer geschäftigen und lauten Welt? Oder lassen wir Wirtschaft, Tourismus und Unterhaltungsindustrie unsere Weihnachtsfeiern zu planen? Es ist sinnvoll, in diesem Jahr einen Blick auf unsere Weihnachtsfeiern zu werfen angesichts der Wirklichkeit unserer Welt mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Ich frage mich, wie die Familien in Gaza, in der Ukraine, auf Haiti dieses Jahr Weihnachten feiern – oder an jedem anderen Ort, wo Menschen unter sozialen Unruhen, extremer Armut oder Vertreibung leiden. Ist ihnen die Realität des Leidens näher als jene der Weihnachtsfreude? Wir werfen einen nachdenklichen Blick auf unsere Welt und feiern Weihnachten, indem wir die Zeichen der Zeit deuten, in einer verantwortlicheren und angemesseneren Weise.

Und was ist mit Mutter Erde? Weihnachten ist nicht nur für die Welt der Menschen, sondern für das ganze Universum, insbesondere die ökologische Umwelt, die durch das Geheimnis von Gottes «Fleischwerdung» auch radikal gewandelt wird. Ich frage mich, wie Schwester Wasser, Bruder Wind, Schwester Vogel, Bruder Wald die Weihnachtszeit feiern? Nehmen die Klagen über Verschmutzung, den Klimawandel und das Ungleichgewicht des Ökosystems die Weihnachtsfreude? Wie werden wir, die wir auf der helleren Seite der Welt leben, antworten auf die Einladung, den Emmanuel zu feiern inmitten des donnernden Lärms von Gewalt, Gier und Apathie gegenüber dem Leben in allen Formen in unserer heutigen Welt?

Die Jungfrauengeburt ist nicht nur eine Person sondern ein Weg. Auf dem tiefen Grund unserer Unfruchtbarkeit, Verletzlichkeit und Hilflosigkeit als Menschen und Umwelt erscheinen am Horizont Spuren neuen Lebens, kleine Manifestationen, dass Emmanuel unser Bewusstsein aufbricht, damit neue Initiativen und gemeinsame Träume geboren werden. Als Volk der Hoffnung schauen wir auf die Welt mit einem langen, liebenden Blick, wie der Vater auf sie schaute, als er der Welt am ersten Weihnachten den Messias schenkte. Die Welt war nicht bereit. Er musste in der Armut einer Krippe zur Welt kommen, am Rand eines Dorfes. Das ist kein sentimentales Wunschdenken, auch kein «Deus ex machina», sondern der Aufruf zu einem radikalen Paradigmenwechsel, zur Geburt eines neuen Himmels und einer neuen Erde.

Weihnachten ist der Ruf zur Einsamkeit des Herzens. Wahre Einsamkeit erkennt, nennt und beklagt unsere Armut, unsere Leere, die auch unsere grenzenlose Weite für die anderen ist. Im innersten Kern unserer Einsamkeit begegnen wir Emmanuel in allen Männern und Frauen als Brüder und Schwestern, nicht nur unseren Freunden, sondern auch jenen, die töten, lügen, foltern, vergewaltigen und Kriege führen. Sie alle werden zu unserem Fleisch und Blut. Wenn unsere Herzen voll sind von der Güte des Emmanuel und geleert von aller Furcht, Wut, Gleichgültigkeit, Gier, «werden sie zu einem einladenden Zuhause für Gott und für die ganze Menschenfamilie auf Erden». (Henri J. M. Nouwen)

Warten ist unsere Aufgabe, allerdings nicht passiv, sondern aktiv. Wenn wir warten, wissen wir, dass was wir erwarten, wächst aus dem Grund, auf dem wir stehen. Wir warten in der Überzeugung, dass der Samen vor zweitausend Jahren gepflanzt wurde und dass «etwas» bereits begonnen hat. Wir sind gerufen, den Kairos von Weihnachten in der Gewissheit zu leben, dass «etwas» passiert da, wo wir sind, und dass wir diesen Moment erleben wollen – jenseits aller äusseren Merkmale der Weihnachtszeit. Gott hat in jedes Menschenherz und in unsere ganze Welt grosszügig den Samen der Göttlichkeit gepflanzt. Und wir warten in fester Überzeugung und froher Hoffnung – mit Maria, die gesungen hat: «Der Allmächtige hat große Dinge an mir getan, und sein Name ist heilig.» Gesegnet sind wir, wenn wir schauen, was Gott uns einlädt zu schauen in dieser wunderbaren Zeit von Weihnachten.

Einige Mitteilungen:

Es gibt einen Nazareth-Monat, organisiert auf den Philippinen vom 1. bis 26. Juli 2024, für Englischsprechende. Einschreibegebühren: USD 400.00 pro Teilnehmer.

Die Vorbereitungen laufen für unser Welttreffen im Januar 2025 in Lulunta (Argentinien). In den nächsten Wochen werdet ihr Briefe vom internationalen Team erhalten, damit wir sehen, überlegen, erkennen und gemeinsam die Richtung, den Inhalt und den Prozess dieses Welttreffens bestimmen können.

Brüder, ich danke euch ganz herzlich für euer schönes Zeugnis und euren festen Entschluss, Jesus immer näher zu folgen – in den Spuren von Bruder Karl. Möge unsere gläubige Praxis dieser Spiritualität unsere Herzen frei machen, damit Emmanuel in uns geboren werden kann und in unserem Dienst neue und leidenschaftliche Wege entstehen, um den vielen Gesichtern der Armut zu begegnen.

In brüderlicher Verbundenheit,
Eric


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Brief van Eric, 15 Mai 2023

(Zur Feier des ersten Jahrestages der Heiligsprechung von Bruder Charles de Foucauld)

Er (Bruder Karl) erkannte, dass Gott ihn berufen hat, einen Weg zu ebnen, damit andere besser pflanzen können. Bruder Karl dachte dabei nur an die Verkündigung des Evangeliums an die Menschen in der Sahara. Er wusste nicht, dass Gott durch ihn der ganzen Kirche ein Geschenk machte.” (Erzbischof von Marseille, Frankreich, in einer Predigt über Bruder Charles)

Liebe Brüder,

Herzliche brüderliche Grüße an euch alle!!!

Wie geht es euch im Moment? Was sind wichtige Erfahrungen der Freude, des Wachstums, der Transformation in eurem persönlichen Leben, in euren Freundschaften mit den Mitbrüdern in eurer Diözese, bei eurem Dienst an den Menschen an der Peripherie und an den „Rändern“? Wo gibt es Räume der Entmutigung, der Stagnation und des Kampfes? Wie geht ihr damit um? An wen wendet ihr euch um Unterstützung? Wo werdet ihr vom Geist in eurer Entschlossenheit gestärkt, ein freudiger Missionar des auferstandenen Christus zu sein? Wie geht es euch in der Praxis der täglichen Anbetung, des Lebensrückblicks, des Wüstentags, der Meditation über das Evangelium, der Teilnahme an den monatlichen Treffen? Wie stärken diese geistlichen Praktiken eure Berufung, ein Bruder aller mit einer sanfte Präsenz, ein kontemplativer Begleiter, ein prophetischer Prediger und ein missionarischer Jünger des Jesu von Nazareth und in den Fußstapfen von Bruder Karl zu sein?

Ich stelle euch all diese Fragen in Demut. Fragen sind wie ein Kompass für die Seele, die auf der Suche nach dem Wahren und Guten inmitten der komplexen, vielfältigen und verwirrenden Wege unserer Welt sind. Ich ringe aufrichtig mit euch in diesen Fragen. Gerade in dieser Spannung wirkt die Gnade Gottes bedingungslos, um unsere Herzen zu erweichen. Der Schlüssel liegt darin, die Fragen lange genug auszuhalten, bis sie uns von allem, was nicht wahr und nicht gut in uns ist, entblößt. Die Anonymen Alkoholiker können uns Folgendes sagen: Kommen Sie immer wieder auf die Praxis zurück. Wir sind keine “Super”-Menschen, die immer nach unserem Ideal leben. Nein, wir sind verwundete, schwache Seelsorger, die sehr oft aus unseren Schwächen und Unzulänglichkeiten heraus leben, aber wir werden so sehr geliebt und sind aufgerufen, wie der Meister zu lieben.

B rüder, ich nütze die Gelegenheit, euch zu schreiben, da wir den ersten Jahrestag der Heiligsprechung von Bruder Karl feiern. Ich war letztes Jahr Zeuge der Freude und des Jubels auf dem Petersplatz in Rom. Es war ein Kairos-Moment, nicht nur für uns, sondern vor allem für die Weltkirche. Als der Name von Bruder Karl zu Beginn der Eucharistiefeier genannt wurde, ertönten Jubelrufe und lautes Klatschen aus Dankbarkeit gegenüber Gott aus dem Volk. Jetzt wird dieselbe große Freude im Chronos in konkreten, kleinen, aber entscheidenden Taten eines prophetischen Zeugnisses gelebt, die von der aktuellen Botschaft von Bruder Karl inspiriert sind.

Der Aufruf der Synode zur Synodalität lädt uns ein, an einer universellen Reise als Mitpilger (nicht als Touristen) teilzunehmen, als Brüder und Schwestern, die Seite an Seite gehen, zusammenarbeiten, unterscheiden und aufeinander hören, wohin der Geist unsere Welt heute führt.

Im Laufe unserer Vorbereitung haben wir, der Internationale Rat, euch im letzten Jahr gefragt: Wie hat sich die Heiligsprechung auf euch ausgewirkt? Jetzt, ein Jahr danach, fragen wir euch etwas konkreter – jetzt, wo Bruder Karl als ein Geschenk an die Kirche anerkannt wurde, was sollen wir tun, um dieses Geschenk mit anderen zu teilen, die sich abgewandt haben, die lau sind, die aber neugierig sind, und ihre Spiritualität vertiefen wollen. Wie der Auftrag der Apostel nach der Auferstehung war, die Nachricht vom Leben Jesu zu verkünden, so sind wir gerufen, uns nicht zu sehr nach innen zu wenden, sondern mehr nach außen zu gehen, uns auf unbekanntes Terrain zu wagen, angefangen bei der einfachen persönlichen Begegnung am Grab unserer Verluste, auf der enttäuschenden Straße von Emmaus oder beim Brotbrechen mit den Armen und Ausgegrenzten. Es war der Geist des auferstandenen Christus, der sie dazu brachte, mutige, unermüdliche und freudige Missionare zu werden. Wie steht es mit uns? Was ist unsere Geschichte? Wann und wie sind wir in unserer Mission, die Gabe weiterzugeben, ermutigt worden? Wie könnten wir persönliche Begegnungen von Mitbrüdern unserer Diözese mit Priestern außerhalb unserer Diözese oder unseres Landes initiieren? Wie leben wir unsere Sendung gemeinsam mit den anderen Zweigen der Geistlichen Familie im Geist brüderlicher Zusammenarbeit und Mitverantwortung für die Gabe?

Auf den Philippinen haben wir uns mit den anderen Mitgliedern der Geistlichen Familie zusammengeschlossen und verpflichten uns, Mitpilger zu sein, indem wir unsere besonderen und einmaligen Gaben anerkennen und gleichzeitig berufen sind, Einheit, soziale Freundschaften, brüderliches Teilen und Mitverantwortung auf dem lebenslangen Weg der missionarischen Nachfolge und der Treue zum Charisma von Bruder Karl zu bezeugen.

Wie steht es mit euch und euren örtlichen Bruderschaften, den nationalen und kontinentalen Fraternitäten? Wo werdet ihr vom Geist geführt? Was habt ihr zu tun? Wir können uns nicht einfach hinsetzen und in unserer kleinen Welt arbeiten, ohne uns um die größere Realität des Reiches Gottes hier und jetzt zu kümmern.

Möge das Kommen des Geistes unsere Herzen wie Feuerzungen entflammen, wenn wir uns der Aufgabe stellen, missionarisch zu wirken wie unser Bruder Karl. Obwohl ihm nicht immer klar war, wohin er gehen und was er tun sollte, verharrte er nie in Ambivalenz und Halbherzigkeit. Seine Leidenschaft, die Liebe Gottes in Jesus von Nazareth nachzuahmen, verzehrte ihn so sehr, dass er unermüdlich mit allen menschlichen Zuständen gerungen hat, die uns von Gott, von den Armen und voneinander trennen.

Heiliger Charles de Foucauld, bitte für uns!

Mit viel Liebe und Feuer,


PDF: Brief van Eric, 15 Mai 2023 deut

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Weihnachtsbrief 2022 von unserem Bruder Eric

Weihnachtsbrief an die Brüder in aller Welt
Eric LOZADA, Philippinen im Dezember 2022

“Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Emmanuel geben” (Jesaja 7,14 ff)
“Es ist nicht notwendig, andere zu belehren, zu heilen oder zu verbessern; es ist nur notwendig, unter ihnen zu leben, ihre Lebensbedingungen zu teilen und ihnen in Liebe nahe zu sein.” (ein Zitat von Bruder Charles)

Liebe Brüder, ich grüße euch alle mit großer Freude und mit hoffnungsvollem Frieden vom Immanuel!!!

Wie geht es euch? Mit welchen Realitäten und Sorgen seid ihr in diesen Tagen konfrontiert? Strahlt ihr die Weihnachtsbotschaft zu den Menschen um euch herum aus – zu euren Mitbrüdern, zu eurem Bischof, zu den Randgruppen in der Gemeinde, zu euren unmittelbaren Nachbarn? Kümmert ihr euch um eure körperliche, geistige, emotionale und spirituelle Gesundheit, während ihr die vielfältigen Aufgaben eures Dienstes erledigt? Welche Räume schafft ihr in der Gemeinschaft, damit der Immanuel in euer gemeinsames Leben kommen kann? Auf welche Einladungen des Geistes reagiert ihr, damit ihr euch gemeinsam als synodale Gemeinschaft auf den Weg machen könnt? Und wie wirken sich das Leben und das Charisma unseres lieben Bruders Charles auf die Art und Weise aus, wie ihr eure Berufung lebt, und auf die Art und Weise, wie ihr auf den Ruf des Herrn antwortet? Dies sind wichtige Fragen, die ich mit euch erörtern möchte. Unser brüderliches Leben und unser missionarisches Wirken sollen durch diese Fragen vertieft werden.

Was für eine Freude, euch in dieser Weihnachtszeit einen Brief zu schreiben. Es ist nicht nur eine Tradition in der Bruderschaft, sondern ich schreibe euch mit dem Herzen eines Bruders, der sich danach sehnt, mit euch in Gemeinschaft zu sein, und der eine große Bewunderung empfindet für all eure Kreativität, Treue, harte Arbeit und Leidenschaft für Jesus und das Evangelium in den Fußstapfen von Bruder Karl. Ich halte eure Geschichten und Gesichter in Erinnerung – jenbe von euch, die ich persönlich getroffen habe, und jene von euch, von denen ich gehört habe, wie ihr in Nazareth an der Peripherie lebt. (Während ich diesen Brief
schreibe, erfahre ich vom Tod von zwei älteren Brüdern, Alvaro Gonzalez aus Chile und Antonino aus Madrid. Während wir ihren Verlust betrauern, freuen wir uns gleichzeitig über 2 unserer Brüder, die als treue Jünger Jesu zum Vater heimkehren. Mögen sie nun den ewigen Frieden finden).

Weihnachten ist ein “Kairos-Moment”, die geeignetste Zeit, um einen langen, liebevollen Blick mit neuen Augen auf die gesamte Schöpfung mit ihren verschiedenen Dimensionen zu werfen, – auf die menschliche Gemeinschaft, die natürliche Ökologie, die Politik, die Wirtschaft, die Kultur, die Religion, auf die unterschiedlichen sozialen Beziehungen – im Licht des liebevollen Plans des Schöpfers. Durch das Geheimnis des menschgewordenen Gottes wird die gesamte Schöpfung, einschließlich der natürlichen Ökologie, radikal als ein Ort der Begegnung mit Gott verwandelt. Was früher in den Augen der Welt radikale Gegensätze waren, wird nun überbrückt und in seine ursprüngliche Stellung in Gottes großem Plan zurückgeführt. Alles ist jetzt in Gott. Alles gehört zu Gott. Es ist schließlich ein umfassendes Universum.

Aber die Welt scheint für diesen Gott nicht bereit zu sein. Sie besteht aus einer Welt, in der Gott verdrängt wird und die Menschheit ein Idol des egoistischen Selbst mit eigennützigen, auf sich selbst bezogenen, wahnhaften Ansichten, Annahmen und Ideologien schafft. Dies hat sich während der Pandemie deutlich gezeigt. Die Art und Weise, wie wir uns selbst im Verhältnis zum Anderen betrachten, sei es innerhalb der Familie, der Pfarrgemeinde oder
zwischen den Nationen, wir tragen die Masken des Misstrauens und der Täuschung, hinter denen sich die Lüge verbirgt, dass das egoistische Selbst der Bezugspunkt und der Andere ein entbehrliches Wesen sei. Mit dem globalisierten Markt ist alles zur Ware geworden. Trotz der Vorteile von Technologie und sozialen Medien sind sie zu “treuen Dienern” des Marktes geworden. Die Armen, einschließlich der Mutter Erde als die neue Arme, schreien nach Hilfe. Macht, Autorität und Reichtum könnten genutzt werden, um wiederherzustellen, zu rehabilitieren, zu dienen und Verantwortung zu übernehmen, aber es scheint, dass Gier,
Apathie und Gleichgültigkeit die Oberhand gewonnen haben. Sie blenden den Verstand und betäuben das Herz, wenn es darum geht, für andere zu sorgen. Es ist also doch eine dunkle Welt.

Genau das war der Geist der ursprünglichen Weihnacht – die Welt war nicht bereit (es gibt keinen Platz in der Herberge), deshalb musste der Immanuel in der Peripherie geboren werden, in der toten, stillen Nacht, ohne Vergnügen. Darin liegt die Weisheit des Rates von Papst Franziskus an uns, an die Peripherie zu gehen und dort Gott zu begegnen. Wir müssen nur den Heiligen Geist bitten, uns neue Augen zu schenken, um die Zeichen zu erkennen, so gewöhnlich und unbedeutend sie auch sein mögen, aber sie sind Geschenke Gottes, die uns zu einem neuem Licht führen. In unseren Schriftlesungen im Gottesdienst haben wir Geschichten von unbedeutenden Persönlichkeiten gehört, die den Weg des Emmanuel weisen. Sie alle scheinen vor einem moralischen Dilemma zu stehen – wo ist das Licht in ihrer Kargheit? Wo ist der göttliche Plan, wenn sie ihrem eigenen Plan folgen? Wo ist der Ausweg in ihrer Einsamkeit, Hilflosigkeit, Angst und Scham? Genau in diesen Momenten beschließt Gott, zu uns zu kommen und unter uns zu leben.

Der Weg, den der Immanuel gewählt hat, um in die Welt zu kommen, scheint der der einfachen Menschen an der Peripherie zu sein, die mit der Realität des Leidens und des Schmerzes konfrontiert sind und die darum ringen, eine grundlegende Entscheidung zu treffen, entweder für die Hoffnung oder für die Verzweiflung, für die Gewalt oder den Frieden, für die Dunkelheit oder für das Licht, für Gott oder gegen ihn. Der Geist muss sie durch einen Engel überschatten, um sie von allem zu befreien, was sie unfrei macht, damit sie sich frei dem größeren göttlichen Plan unterordnen können. Wenn wir uns in unserem Leben und in unseren Diensten dafür entscheiden, mit anderen zusammenzuarbeiten anstatt uns selbst zu genügen, dem anderen zuzuhören anstatt nur Selbstgespräche zu führen, uns um andere zu sorgen anstatt uns in unserer eigenen Bequemlichkeit einzukapseln, den anderen geduldig zu verstehen anstatt darauf zu bestehen, dass wir verstanden werden, zu dienen anstatt bedient zu werden, dann werden wir zu kleinen Wegen des Immanuel, die in unserer Welt gegenwärtig sind.

Unser Weg ist klein und unbedeutend, eine tägliche Entscheidung vielleicht nur, die wir treffen müssen, aber genau das wird zum heiligen Weg des Immanuel, wenn wir dies gewissenhaft tun. Bruder Karl ist unsere Ikone der Hoffnung. Papst Franziskus hat ihn in Fratelli Tutti als unseren Weg zum Dialog und zur universalen Geschwisterlichkeit empfohlen. Unsere Aufgabe ist es, unsere tägliche und monatliche Praxis der Spiritualität mit Entschlossenheit und entschlossenem Handeln zu praktizieren, damit wir zu freudigen Zeichen des Immanuel in unserer heutigen Welt werden. Freut euch also, liebe Brüder, denn Weihnachten ist schließlich eine Zeit der frohen Botschaft und der Hoffnung.

Hier ist ein Weg für uns, damit wir unsere Praxis und unsere Verehrung für Bruder Karl vertiefen können, vor allem jetzt, da sein Leben und sein Charisma von der Weltkirche anerkannt worden sind. Nach der Heiligsprechung erhielt ich vom Dikasterium durch Bischof John MacWilliams aus der Sahara 20 Reliquien von Bruder Karl. Diese Reliquien sind für uns verfügbar. Wir, das internationale Team, möchten sie euch zur Verfügung stellen. Dazu ist es notwendig, einen Brief mit der Bitte um eine Reliquie ericlozada@yahoo.com zu schreiben. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die einzige Voraussetzung für den Erhalt einer Reliquie ist,
dass sie nicht nur der privaten, sondern der öffentlichen Verehrung dient, vor allem in den nach Bruder Karl benannten Seminaren und Pfarreien. Herzlichen Dank.

Möge der Immanuel uns dazu befähigen, die Zeichen unserer Zeit zu verstehen, auf ihren Ruf im Gebet und in der Unterscheidung zu antworten und in Zusammenarbeit mit dem Volk Gottes zu handeln, als Wegbereiter des Immanuel, der in unserer heutigen Welt gegenwärtig wird.

Mit meiner brüderlichen Liebe und Umarmung,
Eric, euer dienender Bruder

PDF: Weihnachtsbrief 2022 von unserem Bruder Eric

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Osternbrief 2022. Eric LOZADA

OSTERBRIEF AN DIE BRÜDER IN ALLER WELT

VON OFFENEN GRÄBERN ZU NEUEN WEGEN DER HOFFNUNG

“Du, der du mich viel Mühsal und Unglück hast sehen lassen, wirst mich wieder aufrichten; aus den Tiefen der Erde wirst du mich wieder heraufführen.” (Ps 71,20)

“Ihr, die ihr im Staub wohnt, wacht auf und singt vor Freude! Denn dein Tau ist ein Tau des Lichts, und die Erde wird die Toten gebären.” (Jes 26,19)

“Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu Schande und ewiger Verachtung.” (Daniel 12,2)

“Wir sind ein Ostervolk”, wie es Kardinal Luis Antonio Tagle in einem seiner Bücher ausdrückt. Die österliche Realität erinnert uns daran, dass es inmitten all der Gewalt eine viel größere Realität des Friedens in unserer heutigen Welt gibt. Dabei handelt es sich nicht um eine Zauberformel, sondern um ein sich erweiterndes und vertieftes Bewusstsein, das aus den Tiefen der Erde entspringt und in jede Realität unserer Welt überfließt. Der Weg zu dieser österlichen Realität führt über die Betrachtung der Menschheit und der Welt durch die Linse Gottes, der Jesus von den Toten auferweckt hat. In Gott wird das ganze Universum mit der Freude des neuen Lebens im auferstandenen Christus geboren, trotz allem, was versucht, dieses Leben zu beeinträchtigen. Wir wachsen weiter als Menschen der Hoffnung, als reife Kinder des Lichts, auch wenn Tod und Dunkelheit heute die vorherrschende Wirklichkeit zu sein scheinen. Wir sind weiterhin Botschafter der Hoffnung inmitten von Krieg und Gewalt in der Ukraine, Myanmar, Haiti, Afghanistan, inmitten von Armut und Ungleichheit in den Ländern Afrikas und Asiens, inmitten von ökologischer Zerstörung, die die ärmeren Teile eines Landes schwer trifft, inmitten von wirtschaftlichen Kernschmelzen, von politischen Rivalitäten, von der Pandemie, die v.a. die Schwachen und Armen auf der ganzen Welt schwer trifft. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Die Hoffnung auf das neue Leben im auferstandenen Christus ist ein Gegenmittel zu den vorherrschenden problematischen Haltungen von heute – dem Wunschdenken als Weg der Realitätsverleugnung und der – flucht, der Verstrickung in unsere dunkle Realität, die uns zu Gefangenen der Finsternis und der völligen Hilflosigkeit macht, oder der Haltung, alles zu tun, um zu überleben, und dabei nur an unser eigenes privates Wohl zu denken, ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl und die Sorge um unser gemeinsames Haus.

Die Hoffnung ist keine Flucht, sondern ein Durchschreiten des dunklen Tunnels der Wirklichkeit mit einem Sprung des Vertrauens hin auf den Geber des Lebens und des Lichts, auf den Gott, der immer vor uns und hinter uns ist. Hoffnung ist eine liebevolle Hingabe an die Wahrheit, dass der Tod nicht das letzte Wort über alles hat, auch wenn das Böse die Oberhand zu haben scheint. Die Herausforderung der Hoffnung besteht heute darin, Bruderschaften der Hoffnung aufzubauen, also Menschen zu sammeln, die sich gemeinsam auf den Weg machen, sich gegenseitig annehmen, einander mit Respekt zuhören und erkennen, wo die Menschheit Teil des Problems geworden ist, anstatt Teil der Lösung für die Probleme unserer Welt. Als Menschen der Hoffnung gehen wir als Brüder und Schwestern gemeinsam auf die Verwirklichung von Gottes Traum für unsere heutige Welt im auferstandenen Christus zu. Einzelne Anstrengungen können nur wenig bewirken. Unsere heutige Welt sehnt sich nach einer neuen Weltordnung, die von allen geteilt wird und in der Osterbotschaft der Hoffnung gründet.

Aber das Wichtigste zuerst. Lassen Sie uns zunächst gemeinsam erkennen, wo die Gräber unserer Welt sind, die Gott im auferstandenen Christus mit uns und durch uns zu öffnen bereit ist. Offener Krieg, Armut, Umweltzerstörung, Migration und globale Spaltung sind Symptome eines bösen Willens, der in den Gräbern der menschlichen Herzen begraben ist. Gier, Gleichgültigkeit, Gewalt, Groll und Hass sind Begleiterscheinungen menschlicher Veranlagungen, die auf Missachtung, Misstrauen, Werteverfälschung und Blindheit für das Gute beruhen. Diese Veranlagungen werden zu geistigen Haltungen, die Strukturen der Gewalt, der Ungerechtigkeit und des Machtmissbrauchs schüren, die den Verstand vernebeln und das Herz des Einzelnen betäuben. Gemeinsam wird daraus eine Kultur, in der die Unwahrheit zur Wahrheit und die Dunkelheit zum Licht wird. Die Hoffnung wurzelt in der festen Überzeugung, dass Gott allein im auferstandenen Christus unsere Gräber öffnen und unseren bösen Willen in einen guten Willen verwandeln kann. Uns selbst überlassen, sind wir zu blind, verwundet, gebrochen und hilflos.

Und so hoffen wir gemeinsam als Brüder und Schwestern, die auf dem Weg sind. Ausgehend von unseren örtlichen Gemeinschaften, getreu unserer spirituellen Praxis der Lebensbetrachtung, des Wüstentags, der Anbetung und der Bruderschaftstreffen, schenken wir unserer Welt heute Hoffnung – Tag für Tag. Wir führen einen Dialog und erkennen gemeinsam, wohin der Geist uns führt – persönlich, gemeinschaftlich, weltweit. Keiner steht allein. Jedes persönliche Zuhören ist ein globales Zuhören. Aber der aktive Teil kommt hauptsächlich von Gott im auferstandenen Christus. Unsere Aufgabe ist es, tief zuzuhören und an Gottes rettendem und sogar heilendem Wirken in unserer schönen Welt mitzuwirken. Die Tätigkeit der Hoffnung gründet sich auf Jesu Gabe der Passion (vom lateinischen Wort passio, das Nicht-Tätigkeit bedeutet). Jesus rettet die Welt in erster Linie durch seine Ohnmacht am Kreuz, und nicht durch seine Tätigkeit des Heilens und Predigens.

Wenn wir uns geschlagen, missverstanden, gedemütigt, nicht unter Kontrolle und misshandelt fühlen, wenn wir anderen Liebe und Güte anbieten, erleben wir unsere Leidenschaft als Liebende der Menschheit. Hier und nur hier sind wir eingeladen, uns eine wichtige Frage zu stellen: Wie werden wir auf das Böse reagieren? Was für ein Herz wollen wir den Tätern des Bösen anbieten? Welche Art von Leben sind wir bereit, unserer heutigen Welt zu schenken? Unversöhnlich oder vergebend? Wütend oder nüchtern? Nachtragend oder liebevoll? Erst als Jesus der Menschheit, die sein Angebot der Liebe ablehnt, aus freien Stücken seine Vergebung anbot, schenkte ihm der Vater das neue Leben.

Wir sind eingeladen, Boten dieses neuen Lebens für unsere verwundete, gewalttätige und zersplitterte Welt zu sein. Wir tragen beides in uns: sowohl unsere Freuden als auch unsere Sorgen, unsere Gleichgültigkeit und unsere Fürsorge, unsere Ängste und unseren guten Willen. Mit allem wollen wir uns senden lassen. Charles de Foucauld möge uns weiterhin in unserem Wunsch inspirieren und begleiten, das Evangelium mit unserem Leben zu verkünden.

Möge seine Heiligsprechung ein Anstoß für unsere Kirche sein, sich heute als Bruder und Schwester für alle zu verstehen, als Missionarin an den Peripherien, als Prophetin des Dialogs und als Beschützerin der Schöpfung, unseres gemeinsamen Hauses.

Eric Lozada

PDF: 22-04-17, Osterbrief 2022, dt., Eric LozadaEric Lozada, Otserbrief

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(PL) List na Zeslanie Ducha Swietego do Braci, Eric LOZADA, PanteC.2020

“Przybądź, Duchu Święty, spuść z niebiosów wzięty, Światła Twego strumień. Przyjdź, Ojcze ubogich, przyjdź, Dawco łask drogich, Przyjdź, światłości sumień… O najmilszy z gości, Słodka serc radości, Słodkie orzeźwienie! Serc wierzących wnętrza poddaj Twej potędze… Obmyj, co nieświęte, oschłym wlej zachętę, ulecz serca ranę. Nagnij, co jest harde, rozgrzej serca twarde, prowadź zabłąkane.” (z Hymnu do Ducha Świętego).

Umiłowani Bracia,

tą modlitwą do Ducha, modlę się razem z Wami w atmosferze większej intymności i skupienia. Korona wirus zmusił nas do zatrzymania się i spojrzenia głębiej na to, co dzieje się na płaszczyźnie lokalnej i światowej, na to, co sprawiło, że jesteśmy tu, gdzie jesteśmy, żeby Duch mógł nas poprowadzić w kierunku nowych kreatywnych dróg. Pandemia uczy nas, że nasz świat potrzebuje się odnowić, bo w przeciwnym razie wszyscy zginiemy. Nasze spojrzenie na każdą osobę, na sposoby funkcjonowania w rodzinach, na więzi sąsiedzkie, na szkoły, na Kościoły, religie, politykę, ekonomię, technologię, media społecznościowe, na naszą troskę o nasza Matkę Ziemię – to wszystko musi opierać się na bardziej uniwersalnych, inkluzywnych i zrównoważonych, mniej potępiających i sprzecznych zasadach, aby znów móc rozwijać się ku cywilizacji miłości i życia.

Na Dzień Pięćdziesiątnicy przyjmujemy na nowo Ducha, ale w jakiś sposób zapominamy, że ten Duch jest obecny już od samego początku, od Genesis (por. Rdz 1,2). Aktywność Ducha polegała zawsze na przywróceniu porządku z sytuacji chaosu, na daniu życia, na doprowadzeniu nas do całej prawdy, na nauczeniu nas tego wszystkiego, co powinniśmy wiedzieć (J 16,13). Ale ten sam Duch wieje tam, gdzie chce i nie potrafimy powiedzieć ani skąd przybywa, ani dokąd zmierza (J 3,8). Nasza teologia, nasza przewidywalna refleksja i nasze planowanie nie może „przewidzieć” ani zatamować drogi Ducha. On zawsze nas zaskakuje, poszerzając nasze spojrzenie i uwalniając coraz bardziej nasze serca od zablokowań, abyśmy byli wolni dla Boga w naszym świecie. I tak samo, jak nie możemy zobaczyć powietrza czy ciszy, Duch Święty odnawia nasz świat w sposób, który przekracza naszą perspektywę widzenia. Powinniśmy po prostu być obecni dla Jego obecności w każdej chwili.

Nasz świat, jak również Matka Ziemia, właśnie „rodzi” to, co będzie przypominać „przyszłość” po pandemii. Wielka mistyczka, Julienne z Norwich, w swoim 13. objawieniu mówi: „Wszytko będzie dobrze i wszystkie rzeczy ułożą się pomyślnie”. Objawienie wyjaśniało, co znaczy być radosnym w jakichkolwiek okolicznościach, nawet niesprzyjających, ponieważ w ostatecznym rozrachunku, w Chrystusie, wszystko “będzie w porządku”. Musimy zwrócić uwagę, na sposób, w jaki odbieramy to przesłanie. Czy ma to oznaczać, że opuścimy ręce i pozostawimy wszystko Bogu? Czy to jest jakiś rodzaj „łagodnej” teologii, która obiecuje mannę pośród naszych cierpień? Pandemia uczy nas nadziei. Nadzieja jest naszą zdolnością powierzenia przyszłości w ręce Boga, który kocha. Nadzieja nie jest czymś słabym; jest walką, aby czekać. Walczymy, ponieważ wydaje się, że zło, tyrania, przemoc, strach, śmierć dominują bardziej, niż dobroć, pokój, jedność, miłość, życie. Odpowiedź Boga na zło jest ukryta w Chrystusie zmartwychwstałym. On nigdy nie uchronił swojego Syna przed tyglem cierpienia, ale usprawiedliwił Go nowym życiem, po tym jak przeszedł bezsilność, strach, przemoc, śmierć. W ostatecznym rozrachunku, Bóg nas usprawiedliwi i ukaże światu, i wszystkim jego systemom, do jakiego stopnia były złe na rożne sposoby (por. J 16,8). Ale my musimy podjąć decyzję. Czy w obliczu zła i cierpienia, pozwolimy by strach, beznadzieja, ignorancja, zgorzknienie, gniew i rozczarowanie, zdominowały nasze serce czy raczej będziemy bardziej otwarci, aktywni, pełni miłości, przebaczenia, życia? Duch odnawia nasz świat i całe stworzenie bardziej sposób cierpliwy, łagodny i pokorny. Jesteśmy zaproszeni, aby nie przeciwstawiać się Jego drogom, ale podążać za Bożym planem, jaki ma dla świata.

A więc, co powinniśmy uczynić? Jakie są możliwości i wyzwania, które stoją przed nami i z którymi musimy się zmierzyć z odnowioną odwagą i nadzieją? Ktoś kiedyś powiedział : « Nie potrzebujemy wielkich ludzi o małym sercu, ale małych ludzi z wielkim sercem, bo tylko mali i maluczcy mogą przejść przez ucho igielne ». Małe uczynki dobroci uczynione przez “rozrzutne” i oddane serca. Dziś, naszą nową « normalnością » jest potrzeba powrotu do postaw życia zgodnych z Ewangelią, dzieł miłosierdzia wobec ciała i ducha. Nasz brat Karol pozostawił nam duchowość – naśladować Jezusa z Nazaretu, szukać ostatniego miejsca, żyć prosto, prowadzić apostolat dobroci wobec każdej konkretnej osoby, być bratem i przyjacielem dla każdego, bez różnicy na kolor skóry, wiarę, status społeczny, być bliskim ubogim. Papież Franciszek zachęca nas, aby wyruszyć na peryferie, by być świadkiem radości Ewangelii, ochraniać nieletnich i dorosłych, którzy są podatni na zranienie, abyśmy zaangażowali się w nieustanną formację, abyśmy troszczyli się o naszą Matkę Ziemię, nasz wspólny dom. Musimy także jednocześnie powrócić do źródeł naszych duchowych praktyk z nowym entuzjazmem – codzienna adoracja, każdodzienna medytacja Ewangelii, rewizja życia, comiesięczny dzień pustyni, spotkanie fraterni. Odnawiamy naszą wierność « praktykom » nie po to, aby udoskonalić nas samych, ale aby podjąć coraz większa odpowiedzialność za dar i pozwolić, aby ku innym osobom popłynęły w nieskończoność jego owoce – aż Bóg będzie uwielbiony w ich własnym życiu.

Bracia, w tym czasie pandemii, otrzymujemy specjalny dar od naszej Matki Kościoła – dekret dotyczący świętości brata Karola. Z innymi członkami Rodziny duchowej, ale także tymi, którzy inspirują się osobą brata Karola, ale nie są « kanonicznymi » członkami Rodziny duchowej, dziękujemy Duchowi za ten dar. Mamy nadzieję i modlimy się, aby życie, przesłanie, intuicja i dziedzictwo brata Karola stały się bardziej dostępne i były inspiracją dla wielu, tak jak chce tego Duch. Dla nas samych prosimy o jeszcze większa determinację w świadczeniu w naszym życiu i naszą służbą o tym, co było celem życia brata Karola.

Kończę mój list słowami Kolekty dzisiejszej Mszy : « Boże uświęć Twój Kościół między wszystkimi ludami i narodami ; wylej dary Ducha Świętego na ogrom świata ».

Dziękuję bardzo. Modlimy się dalej jedni za drugich, jak również za nasz świat. Dziękuje także za modlitwę za mnie.

Wasz brat i sługa odpowiedzialny,

Eric LOZADA
Filipiny, 21 maja 2020

PDF: PL_List na Zeslanie Ducha Swietego do Braci, Eric LOZADA, PanteC.2020, pl

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Pfingstbriel 2020, Eric LOZADA

Komm herab, o Heil’ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.
Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
(aus: Veni Sancte Spiritus)

Geliebte Brüder,
dieses Gebet an den Heiligen Geist bete ich mit euch noch inniger und fokussierter. Das Coronavirus zwingt uns alle innezuhalten und einen langen, kritischen Blick auf das zu richten, was sich lokal und global abgespielt und uns dorthin geführt hat, wo wir uns nun befinden, damit der Geist uns auf neue schöpferische Pfade führen möge. Die Pandemie lehrt uns, dass unsere Welt einer Erneuerung bedarf, andernfalls wir alle zugrunde gehen werden. Unsere Achtung für jedes menschliche Wesen, für Familiensysteme, Nachbarschaften, Schulen, Kirchen, Religionen, Politik, Wirtschaft, Technologie, Soziale Medien, unsere Sorge für Mutter Erde, sie alle müssen auf universellere, inklusivere, gerechtere, weniger wertende und polarisierende Richtlinien gegründet werden, sodass wir erneut als eine Zivilisation der Liebe und des Lebens gedeihen können.

Wiederum heißen wir den Geist von Pfingsten willkommen, aber dabei scheinen wir irgendwie zu vergessen, dass der Geist bereits von Anbeginn der Schöpfung (vgl. Genesis 1,2) hier war. Der Geist hat immer so geweht, dass Ordnung ins Chaos kam, um Leben zu schaffen, uns zur ganzen Wahrheit zu führen und uns all das zu lehren, was wir wissen müssen (Joh 16,13). Aber derselbe Geist weht, wo er will, und wir können nicht sagen, woher er kommt und wohin er geht (Joh 3,8). All unser Theologisieren, unser berechnendes Denken und Planen kann den Weg des Geistes weder vorhersagen noch aufhalten. Immer wieder überrascht er uns, erweitert unseren Blick und befreit unsere Herzen mehr und mehr von aller Last, sodass wir frei sind für Gott in unserer Welt. So wie wir auch die Luft oder die Stille nicht sehen können, so erneuert der Heilige Geist unsere Welt auf eine Weise, die unser Sehen übersteigt. Wir müssen einfach nur jeden Augenblick für die Gegenwart Gottes bereit sein.

Unsere Welt, einschließlich Mutter Erde, befindet sich gerade in Geburtswehen in Hinblick auf die Zeit nach der Pandemie. Die große Mystikerin Juliana von Norwich sagt in ihrer 13. Offenbarung „Alles wird gut sein und aller Art Dinge wird gut sein.“ Sie wollte damit sagen, dass man unter allen Umständen, wie widrig sie auch sein mögen, heiter sein soll, weil letztendlich alles in Christus gut sein wird. Wir müssen mit dieser Botschaft allerdings sorgsam umgehen. Heißt das, dass wir einfach nur die Hände falten und alles Gott überlassen sollen? Ist das eine Art sanfte Theologie, die inmitten unseres Leidens himmlisches Manna verheißt? Die Pandemie lehrt uns zu hoffen. Hoffnung ist unsere Fähigkeit, die Zukunft in die Hände eines liebenden Gottes zu legen. Hoffnung ist nicht irgendetwas Bequemes; Hoffnung will errungen werden. Wir ringen, weil das Böse, die Tyrannei, Gewalt, Angst, der Tod stärker zu sein scheinen als die Güte, der Frieden, Eintracht, Liebe, Leben. Gottes Antwort auf das Böse ist im auferstandenen Christus verborgen. Er hat seinen Sohn nicht von der Feuerprobe des Leids errettet, sondern ihn schließlich in neuem Leben aufgehen lassen, nachdem er durch Hilflosigkeit, Angst, Gewalt und Tod gegangen war. Gott wird uns letzten Endes bestärken und der Welt und all ihren Systemen zeigen, wie falsch sie in vielem gelegen sind (vgl. Joh 16,8). Aber wir müssen uns entscheiden. Sollen wir im Angesicht des Bösen und des Leids unsere Herzen von Angst, Hoffnungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Bitterkeit, Zorn, Enttäuschung beherrschen lassen, oder sollen wir offener, zugänglicher, liebender, vergebender, lebensspendender sein? Der Geist erneuert unsere Welt und die ganze Schöpfung auf eine geduldigere, sanftere und demütigere Weise. Wir sind eingeladen, dem nicht im Wege zu stehen, sondern Gottes Ziele für unsere Welt mitzutragen.

Was also sollen wir tun? Was sind die Möglichkeiten und Herausforderungen, die uns angeboten werden und denen wir mit frischem Mut und neuer Hoffnung nachkommen müssen? Jemand hat einmal gesagt: „Was es heute braucht, sind nicht große Männer mit kleinen Herzen, sondern kleine Männer mit großen Herzen, denn nur die Kleinen und Geringen können durch das Nadelöhr gelangen.“ Also kleine Werke der Nächstenliebe, mit einem großzügigen und hingebungsvollen Herzen. Unsere heutige neue Normalität ist eine Aufforderung, zu den Wurzeln eines Lebens aus dem Evangelium zurückzukehren, zu leiblichen und geistigen Werken der Barmherzigkeit. Unser Bruder Charles hat uns eine Spiritualität hinterlassen – ahmt Jesus von Nazareth nach, sucht den letzten Ort auf, lebt einfach, übt ein Apostolat der Nächstenliebe an jeweils einer Person aus, seid jedem Menschen ungeachtet seiner Hautfarbe, seines Glaubens, seines Status ein Bruder und Freund, seid den Armen nahe. Papst Franziskus fordert uns auf, an die Peripherien zu gehen, Herolde der Freude des Evangeliums zu sein, Jugendliche und verletzbare Erwachsene zu beschützen, uns in der Weiterbildung zu engagieren und Mutter Erde, unseren gemeinsamen Lebensraum, zu schützen. Wir müssen uns auch mit neuem Enthusiasmus auf das Fundament unserer spirituellen Praxis rückbesinnen – tägliche Anbetung, tägliche Betrachtung des Evangeliums, Lebensrevision, monatlicher Wüstentag, Treffen der Bruderschaft. Wir erneuern unsere Treue zur Praxis nicht, um uns selbst zu perfektionieren, sondern um größere Verantwortung für das Geschenk zu übernehmen und seine Früchte unerschöpflich an andere weiterfließen zu lassen, bis Gott durch ihr eigenes Leben verherrlicht wird.

Liebe Brüder, in dieser Zeit der Pandemie empfangen wir von Mutter Kirche ein besonderes Geschenk – die Heiligsprechung von Bruder Charles. Zusammen mit den anderen Mitgliedern der geistlichen Familie, einschließlich jener, die von Bruder Charles inspiriert wurden, die aber nicht „kanonisierte“ Mitglieder der geistlichen Familie sind, danken wir dem Heiligen Geist für dieses Geschenk. Wir hoffen und beten, dass Bruder Charles‘ Leben, seine Botschaft, seine Geisteshaltung, sein Vermächtnis nun zugänglicher sein wird und vielen Menschen als Inspiration dient, so der Heilige Geist will. Auch für uns selbst beten wir, auf dass wir mit größerer Entschlossenheit in unserem Leben und Dienst all das bezeugen, wofür Bruder Charles gelebt hat.

Ich schließe meinen Brief mit dem Schlussgebet der heutigen Messe – „Vater, heilige deine ganze Kirche in jedem Volk und jeder Nation und gieße die Gaben des Heiligen Geistes über die ganze Erde aus.“

Ich danke euch allen. Wir werden einander und die Welt weiterhin ins Gebet einschließen. Bitte betet auch für mich.

Euer Bruder und verantwortlicher Diener

Eric LOZADA
Philippinen, 31. Mai 2020

PDF: Pfingstbrief des Generalverantwortlichen an die Brüder. Eric LOZADA, Pentec.2020, deut

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Osterbrief 2020 an die brüder in aller welt. Eric LOZADA

Philippinen, 12. April 2020

Wenn ich aufwache, bin ich noch bei dir, Halleluja. (vgl. Ps 139,18)

Geliebte Brüder,

Ich schreibe euch aus meiner Zelle und bin wie viele von euch in Quarantäne. Diese auferlegte Klausur ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für die tägliche Anbetung, das Meditieren des Evangeliums, den Wüstentag, die Lebensbetrachtung, das Beten für die Welt, besonders für die Armen – glaubensstark, intensiv und konzentriert. Ein Leben in Zurückgezogenheit und im Gebet ist unser bescheidener Akt der Nächstenliebe an unsere Welt in Zeiten der Pandemie.

Wenn ich aus meinem Fenster schaue, suche ich nach Zeichen neuen Lebens in der Natur. Es ist hier trocken und schwül, aber die Vögel spielen miteinander und singen ihr einzigartiges Repertoire von Liedern, Schmetterlinge fliegen auf der Suche nach Nektar sanft von Blume zu Blume, die Bäume sind ergrünt und spenden Schatten trotz der erdrückenden Hitze. Es ist faszinierend zu sehen, auf welche Weise die Natur die Auferstehung verkündet. Keine Sorgen, sondern völlige Hingabe an Gott, der für sie sorgt. Wir Menschen sollen mittels unseres Verstandes eine höhere Art sein, aber genau dieser Verstand hat unser Vertrauen in Gott im tagtäglichen Tun systematisch beiseite gedrängt, sodass wir mehr auf unser egoistisches Denken bauen. Dieses Denken hat Gewalt, Hass und Misstrauen hervorgebracht. Die Auferstehung bietet uns Vergebung, Liebe und Vertrauen an. Die Welt muss ihre Wahl treffen.

Bis 3. Mai gelten verschärfte Quarantänebestimmungen, aber die Priester haben Genehmigungen für die Ausübung liturgischer und karitativer Tätigkeiten bekommen. Ich habe jeden Tag davon Gebrauch gemacht, um Menschen zu besuchen, die mich gebeten haben, den Sterbenden und den Familien in ihren Nöten beizustehen, das Gespräch in den Familien zu fördern und jene, die ihre Arbeit verloren haben, mit Nahrungsmitteln und Geld zu unterstützen. Jemand hat mich dazu bewegt, den Menschen in ihrer Hilflosigkeit beizustehen, vor allem weil sie nicht in die Kirche gehen können, um zu beten. Die Gegenwart Gottes, die sie durch meine Gegenwart erfahren können, ist ihnen ein beruhigender Balsam des Trostes. Ich bin jedoch immer besonders bemüht, die Hygiene- und Distanzvorschriften sorgfältig einzuhalten, um der Gemeinde nicht noch mehr Schaden zuzufügen. Heute Morgen kam mein Freund Lemuel zu meiner Klause, sehr hungrig und abgehärmt, und er bat um etwas zum Essen für seine hungernden vier kleinen Kinder. Lemuel hat seine Arbeit verloren. Als ich ihm ein paar Nahrungsmittel übergab, fühlte ich mich durch seine Freude gesegnet, aber in seinen Augen habe ich auch seine Verunsicherung gesehen.

Nach dem Morgengebet heute habe ich einen langen, liebevollen Blick auf die Landkarte an meiner Wand geworfen. Meine Augen waren auf die vier Kontinente Afrika, Asien, Europa und Amerika gerichtet. Das Virus ist wahrhaft ein großer Gleichmacher, denn reiche und arme Länder leiden unter demselben Schicksal. Ich sehe die Gesichter von Ärzten, Krankenschwestern, Patienten, ihren Familien vor mir, voller Sorgen und Ängste und dennoch für das Leben kämpfend. (Während ich diesen Brief schreibe, erreicht mich die Nachricht, dass meine Schwester, die in den USA als Krankenschwester arbeitet, COVID-positiv ist. Ihre Familie ist nun gefährdet.)

Die Welt durchlebt gerade einen Leidensweg. Überall sehe ich hinter vielen Masken Gesichter voller Hilflosigkeit, Sorge, Furcht, Traurigkeit, Hass, Gewalt. Mir stellt sich die eine Frage: Was ist die Botschaft des auferstandenen Christus an unsere heutige Welt? Worauf möchte Gott uns hinweisen? Wohin führt er uns? Heißt Auferstehung, dass Er uns aus all dem erretten wird? Was ist Gottes Antwort an Sein Volk in der Pandemie? Wie kann die leise Botschaft der Auferstehung inmitten der übermächtigen Nachrichten von Tod, Leid und Konflikt vernommen werden? Wo sind der Pfad der Hoffnung und das neue Leben in dieser unserer schweren Zeit?

Brüder, bitte durchleidet mit mir diese Fragen. Ich brauche euch, wir brauchen einander, die Menschen brauchen uns. Auferstehung ist nicht irgendein billiges Vergnügen oder ein süßes Geschwätz, das uns von unserem Leiden erlöst. Wir müssen unsere Ohren strapazieren und unsere Herzen weitmachen, um die Botschaft zu hören. Wir ringen mit Gott um Antworten, auch wenn seine Antwort in Seinem Schweigen verborgen ist.

Die Lektüre von Johannes’ Version der Auferstehungserzählung in diesem Jahr ist für mich ein Kairos. Einige Einzelheiten bei Johannes können uns dabei helfen, die Botschaft zu sehen und zu verstehen. Da ich in biblischer Hermeneutik nicht so gut bewandert bin, vertraue ich auf eine Betrachtung des Textes im Gebet. Bitte seid nachsichtig, wenn sich das zu naiv anhört.

Drei Dinge sind es, die ich gerne herausstreichen möchte. Erstens, Johannes spricht davon, dass die Auferstehung „am ersten Tag der Woche, als es noch dunkel war“, geschah. (Joh 20,1a) Die Auferstehung bricht aus dem Urgrund unserer Menschheit und der Welt hervor, hinein in die Dunkelheit der Unwissenheit. Das erinnert an die Genesis, als die Welt finster und formlos war und der Geist über dem dunklen Wasser schwebte. Dann sprach Gott: „Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ (Gen 1,2-3)

Heute befindet sich die Welt in der Finsternis der Pandemie. Die Zukunft erscheint vielen noch düsterer. Wie sollen die Wirtschaft, die Regierung, die Menschen sich regenerieren? Sind unser strategisches Planen, die optimistischen Vorhersagen, die Suche nach einem Heilmittel genügend Licht, um eine strahlende Zukunft zu ermöglichen? In der Mitte der äußersten Finsternis, wo das Fundament der Welt zu wanken scheint, bricht Christus, das Licht hervor. Können wir es sehen? Dieses Sehen entstammt nicht unserer menschlichen Logik, denn dieselbe wird leicht von der Dunkelheit bezwungen. Das Licht kommt vom auferstandenen Christus. Wird Gott uns von diesem Übel erlösen? Keinesfalls, denn das Übel tut, was es tut. Gott erlöst. Letztlich bestärkt er uns in der Tugend, Güte und Treue, während wir durch das Übel hindurchgehen und leiden, so wie Er es mit Jesus getan hat. Letztendlich sind es Gott und der auferstandene Christus, die alles beherrschen, und nicht das Böse und Tod. Das ist unser Glaube. Wir müssen ganz einfach auf seine Wahrheit vertrauen und Tag für Tag danach leben.

Zweitens, Johannes betont, dass Maria Magdalena als Erste das offene Grab sah. (Joh 20,1b) Sie war betrübt, weil sie das offene Grab noch nicht mit der Auferstehung in Verbindung bringen konnte. Erst nachdem sie geweint hatte, sah sie den Auferstandenen. (vgl. Joh 20,11ff) Das ist eine Einladung an uns, unsere Realität mit sanftem weiblichem Blick zu betrachten – mit Trauer und mit Tränen. Beide bereiten das Herz auf das wahre Sehen vor. Wir sind über vieles in unserer gegenwärtigen Wirklichkeit traurig. Wir weinen, weil wir auf die eine oder andere Art Teil dieser verwundeten, zerbrochenen und gewalttätigen Welt sind und weil wir auf vielerlei Weise zu dieser Gewalt und Verwundung beigetragen haben.

Zuletzt, Maria Magdalena hat Petrus und Johannes berichtet, was sie gesehen hat. Petrus und Johannes haben es dann selbst auch gesehen. Petrus hat es gesehen. Johannes hat es gesehen und geglaubt. Sie alle haben aber noch nicht die Bedeutung der Auferstehung begriffen. (vgl. Joh 20,2-9) Diese Stelle lädt uns dazu ein, auf der Suche nach neuem Leben einander die Hand zu reichen und als Gemeinschaft von Wahrheitssuchenden den Weg gemeinsam zu gehen. Wir haben ein gemeinsames Bild von der Wirklichkeit, und niemand hat ein Monopol darauf oder verabsolutiert seinen/ihren Anteil am großen Ganzen. Jeder Einzelne leistet einen Beitrag. Jeder glaubt daran, dass der andere etwas beitragen kann. Die Wahrheit macht uns demütig, denn anstatt sie zu besitzen, besitzt sie uns. Sie reicht immer über uns hinaus. Deshalb braucht es unser aller Mitwirken. Die Wahrheit ist ein Geschenk, das sich einer aktiven Pilgergemeinschaft offenbart, die voller Hoffnung auf der Suche ist. Leider wird in unserer postmodernen Welt Macht mit Wahrheit verwechselt. So geschieht es, dass man mit seiner eigenen Sichtweise überheblich und diese als absolute Wahrheit betrachtet. Das ist dieselbe Mentalität, die Krieg und Gewalt hervorbringt. Die Auferstehung verspricht Frieden und Vergebung. Wir müssen unsere Wahl treffen.

Liebe Brüder, wir werden weiterhin gemeinsam im auferstandenen Herrn die Wahrheit suchen, in der Stille unseres Gebets und in unserem brüderlichen und missionarischen Engagement. Bruder Charles zeigt uns den Weg vor und begleitet uns auch in unserem Bestreben, Jesus von Nazareth nachzufolgen, allen Menschen ein Bruder zu sein, Nazareth zu leben, bei den Armen zu sein, unser Leben zu betrachten, das Evangelium mit unserem Leben hinauszuschreien, in unserer Mission an die Peripherien wie die Schafe zu riechen, das Evangelium zu leben, bevor wir predigen. Das ist unsere Spiritualität als Diözesanpriester in den Fußspuren von Bruder Charles. Das ist auch unser Geschenk an unsere Welt und an unsere Kirche. Als ein unverdientes Geschenk müssen wir es beständig durch unser Tun erneuen. Hierin sind wir alle Anfänger und gemeinsam Ringende, aber wir ermutigen einander, uns immer wieder auf unseren Auftrag zu besinnen.

Ich schließe jeden Einzelnen von euch in mein Gebet ein. Bitte betet auch ihr für mich.

Eric LOZADA

(Danke an Matthias KEIL die Erleichterung der deutschen Übersetzung)

PDF: Osterbrief 2020, Eric LOZADA, Weltverantwortlicher Bruder, deut

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Brief von Eric. Unser Bruder Mariano PUGA

16. März 2020

Nun werde ich nicht mehr sehen den HERRN, ja, den HERRN im Lande der Lebendigen; nun werde ich nicht mehr schauen die Menschen bei denen, die ihre Zeit leben.
Meine Zeit ist dahin und von mir weggetan wie eines Hirten Hütte. Ich reiße mein Leben ab wie ein Weber; er bricht mich ab wie einen dünnen Faden. (Is 38, 11-12)

“Es gibt so etwas wie einen guten Tod. Wir sind selbst verantwortlich dafür, wie wir sterben. Unsere Wahl besteht darin, uns entweder derart an das Leben zu klammern, dass unser Tod immer nur wie ein Versagen wirken kann, oder unser Leben frei herzugeben, so dass wir anderen als Quelle der Hoffnung gegeben werden können. ” (Henri Nouwen, Du bist der geliebte Mensch).

Geliebte Brüder,

ich bin zutiefst dankbar für das Geschenk und traurig über den Verlust und kündige den Tod unseres großen Bruders, lieben Freundes und lebenden Symbols unserer Bruderschaft, MARIANO PUGA CONCHA aus Santiago, Chile, an. Er starb am 14. März 2020 im Alter von 88 Jahren. An Lymphkrebs gestorben.

Lasst mich die Seelenverwandtschaft, die wir mit Mariano hatten, mit den folgenden Zeilen ehren. Mein erstes Treffen mit ihm fand 2000 auf der Generalversammlung in Kairo statt. Vor seiner Wahl zum Generalverantwortlichen war seine Anwesenheit auf der Versammlung wie ein Virus, der uns mit Freude und Lachen mit seinem köstlichen Gesang, begleitet von einem Akkordeon, verseuchte. Ich wusste nicht, dass diese Lieder aus den Slums von Santiago stammen. sehr gemütlich und mächtig und nie depressiv. Er war wie ein Troubadour, der mit Lunge und Herz die Träume und Sehnsüchte seines Volkes aus Santiago sang. Sein ungestümer Geist und seine Musik voller Freude faszinierten mich.

Mein zweites Treffen fand 2002 in den Vereinigten Staaten statt. Er besuchte die Bruderschaft in den Vereinigten Staaten, während ich in meinem Auslandsjahr war. Der verstorbene Howard Caulkins, ein weiterer lieber Freund, schlug mir vor, dass er mich zur Mepkin Abbey bringen würde, wenn ich mit ihm zur Landversammlung nach Minnesota gehen würde, wo ich mein Auslandsjahr als Klostergast verbringen würde. Tatsächlich reisten wir zusammen und dort traf ich Mariano wieder. Wir verbinden uns sehr leicht von Seele zu Seele auf eine zutiefst persönliche und intime Weise. Ich teilte mit ihm meine Krise mit der Kirche, mit meinen persönlichen Dämonen und mit Gott und ich habe mich noch nie so zugehört gefühlt. Er umarmte mich nur fest wie ein älterer Bruder, der einen jüngeren Bruder tröstet, mit Tränen in den Augen und fühlte meinen Schmerz. Dann lächelte er mich mit diesen ruhigen Worten an: “Alles wird gut.” Wir trennten uns von dem Versprechen, einander im Gebet präsent zu halten, ich für die Abtei und er für Tammanraset.

Mein letztes Treffen mit ihm war letztes Jahr in Cebu während der Generalversammlung. Mit 88 Jahren war das Reisen um den Globus schwer für ihn. Er wurde zweimal ins Krankenhaus eingeliefert und beide Male war ich bei ihm. Seine Weisheit rief mich dazu auf, aus dem Grab meiner Ansprüche herauszukommen und persönliche Erlebnisse miteinander auszutauschen. Wir verbinden uns leicht wieder, Bruder zu Bruder, und bewerten jede unserer Geschichten in der Notaufnahme (wo er 5 Stunden verbracht hat) und dann in seinem Zimmer (dem er vehement widerstand, weil er mit armen Leuten im Gemeinschaftsraum sein wollte ). Dann flüsterte er mir mit einem Lächeln im Gesicht zu: “Die Versammlung ist vorbei und ich könnte jetzt nach Hause gehen.” Ich kam in dieser Nacht nach Hause, sehr demütig, aber sehr bereichert durch diesen bewegenden Austausch, unseren Rückblick auf das Leben, der für Mariano das Herzstück jeder Versammlung von Brüdern ist.

Lassen Sie mich auch einige Zeilen teilen, die mir Fernando Tapia über Mariano schrieb: „Mariano war ein leidenschaftlicher Sucher Gottes und ein Jünger von Jesus von Nazareth. Seine Begegnung mit ihm durch die Armen in einer Müllkippe veränderte sein Leben für immer. Er verließ alles und betrat das Seminar. Hier fand er Charles de Foucauld und folgte seiner Spiritualität bis zum Ende seines Lebens. Er war geistlicher Vater und Ausbilder am Seminar von Santiago. Später wurde er mehr als 30 Jahre lang Arbeitspriester und teilte das Leben der Armen. Er lebte immer unter ihnen. Er war ihr Pastor, ihr Verteidiger während der Zeit der Militärdiktatur von Pinochet. Er war sieben Mal im Gefängnis. Er förderte eine Kirche, die den Armen verpflichtet war. Er predigte viele Exerzitien in Chile und außerhalb Chiles. Er war ein Mann des Gebets, glücklich, nah an allen, ein Freund von Gläubigen und Ungläubigen, ein Missionar am Rande der chilenischen Gesellschaft, der in die Fußstapfen von Bruder Charles trat. Sein Leitbild war das Evangelium, das er mit seinem eigenen Leben herausschreien wollte. “

Mariano, Bruder, Freund, vielen Dank. Vielen Dank für dein verrücktes Zeugnis eines verrückten Gottes in Jesus von Nazareth. Ich teile die Dankbarkeit und Trauer der Armen von Santiago, die du mit deinem Zeugnis berührt hast. Möge Jesus, der gute Hirte, dich für immer in deinem neuen Zuhause empfangen, das er für diejenigen vorbereitet, die treu sind.

Brüder, ich bete mit Mariano, dass wir bei unseren Treffen und Versammlungen weiterhin das Risiko eingehen, unsere Armut und Verletzlichkeit miteinander zu teilen. Es ist unsere Armut, die uns verbindet, qualifiziert und uns als Brüder in der Brüderlichkeit befreit. Es ist auch das Sprungbrett für unsere Mission unter den Armen, wie wir in Cebu sagten. Lasst uns auch unsere bescheidene, aber feste Entschlossenheit sein, das Missionsleben Jesu von Nazareth mit den Armen zu teilen und in die Fußstapfen von Bruder Charles zu treten.

Mit meiner brüderlichen Umarmung,
Eric LOZADA

(Übersetzung von Ursula CRAMER)

PDF: Brief von Eric. Unser Bruder Mariano PUGA, deut

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