Brief von Cebu, Januar 2019, Generalversammlung

Das Welttreffen der Priestergemeinschaft Jesus Caritas in Cebu / Philippinen vom 15. – 29. Januar 2019 haben wir als wunderbares Geschenk Gottes erlebt. Im «House of Prayer – Talavera» haben wir eine sehr schöne Erfahrung universeller Bruderschaft zum Thema: «Missionarischer Diözesanpriester inspiriert durch das Zeugnis von Bruder Karl» gemacht.

Der Priestergemeinschaft Jesus Caritas auf den Philippinen sind wir ebenso dankbar wie der Diözesankirche Cebus, durch deren Hirten, Erzbischof José PALMA wir großzügig empfangen worden sind. 42 Brüder waren aus Afrika, Amerika, Asien und Europa gekommen, ein jeder mit seiner je eigenen Sprache, Kultur, Geschichte, Erfahrung und seinem persönlichen Glaubenszeugnis. Die Zeit war eine wunderbare Verwirklichung des Pfingstgeistes.

Es war uns eine Freude, dem Volk Gottes von Cebu im Anschluss an die sonntägliche Eucharistiefeier begegnen zu können. Die Feiern von «Señor Santo Niño» in der Kathedrale von Cebu sowie «St. Sebastian» in Borbon haben uns entdecken lassen, wie das Volk Gottes dort seinen Glauben mit Enthusiasmus und großer Freude feiert.

Zwei Vorkommnisse während des Treffens haben uns einerseits erfreut und andererseits traurig gestimmt: in Ruanda die Entlassung unseres Bruders Denis SEKAMANA nach langer Gefangenschaft und das Attentat auf die Kathedrale von Jolo am 27. Januar, bei dem etwa 20 Menschen getötet und mehr als 80 verletzt wurden. Wir beten weiterhin für die Opfer und ein Voranschreiten auf Wegen des Friedens.

BETRACHTUNG DER REALITÄT

Das internationale Team hat unsere Arbeit während der Zusammenkunft durch einen methodologischen Dreischritt effizient koordiniert:

Betrachtung der Realität, Deutung derselben und hieraus erwachsendes Engagement. Begonnen haben wir mit dem Hören der Bereichte aus den Bruderschaften der jeweiligen Länder.

Gesellschaft

  • Der Wohlstand ist zunmehmend ungerecht verteilt. Reiche werden immer reicher, während die Armen im Elend verhaftet bleiben.
  • Die Armen kämpfen um die Verteidigung ihrer Rechte, sind aber erste Opfer jeglicher Gewalt und des Güterverkehrs aller Art, der aus dem Elend erwächst.
  • Die Schäden, die die Menschen ihrer Umwelt zufügen und die Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten haben eine ernsthafte Umweltkrise hervorgerufen, von der die Armen die ersten Opfer sind.
  • Die durch Gewalt und Unrecht ausgelösten Flüchtlingsbewegungen nehmen zu, während die reichen Länder ihre Grenzen schließen.
  • In einigen Ländern wird die Fähigkeit der Regierungen, diese sozialen Probleme zu lösen, angezweifelt; dies führt dazu, dass nationalistische und fremdenfeindliche Parteien [sich] an die Macht drängen.
  • In anderen Ländern haben extreme Gruppen die Gesellschaft gespaltet und im Herzen der Bevölkerung Angst und Misstrauen gesät.
  • Der Islam ist von Widersprüchen gespaltet; in einigen Ländern wachsen Fundamentalismus und Terrorismus. Christen und Muslime leiden darunter.
  • Zugleich gibt es eine wachsende Kreativität in den NGOs, um auf die bedrohte Verteidigung der Menschenrechte wie Migration, Ökologie, Solidarität mit den Armen und ein gelingendes Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen zu antworten.

Kirche

  • In einigen Ländern verringert sich die Anzahl der Christen, und Gleichgültigkeit gegenüber von Religion und Kirche wächst. Die Säkularisation und der Skandal des Mißbrauchs von Minderjährigen durch Priester und Bischöfte haben diese Situation verschlimmert.
  • Durch die Ermahnung in «Evangelii Gaudium» von Papst Franziskus sind Hoffnungszeichen zum Vorschein gekommen.
  • Diese Veröffentlichung führt die Kirche auf einen neuen missionarischen Weg, der den Erwartungen der Menschen mehr entspricht und dem Evangelium verpflichtet ist.
  • Dies erinnert uns daran, einfach und nahe bei den Armen zu leben sowie an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.
  • Wir stellen ein wachsendes Aufkommen von Laien fest, die sich im Glauben stärker engagieren und die zu Evangelisierenden werden.
  • Wir öffnen uns zunehmend dem Dialog mit den Laien und auch mit Gläubigen anderer Konfessionen und Religionen.
  • Wir spüren die Notwendigkeit, pastorale Initiativen zu entwickeln, um kleine Basisgemeinschaften zu bilden, die auf der Grundlage des Evangeliums unter denen wachsen, die auf den Schattenseiten des Lebens auskommen müssen.

Bruderschaften

  • Die Mitglieder einiger Bruderschaften werden weniger und der Altersdurchschnitt steigt.
  • In zahlreichen Bruderschaften werden die Revision de vie und der Wüstentag nicht mehr praktiziert. Das ist eine Herausforderung, die wir abstellen müssen!
  • In den Ländern der Südhemisphäre wachsen die Bruderschaften.
  • Zwischen den Bruderschaften in Nord und Süd besteht eine gute Kommunikation.
  • Das brüderliche Leben wächst dank der monatlichen Treffen.
  • In den Bruderschaften wird die Eucharistische Anbetung nur teilweise gelebt.
  • Der Wille zur Nähe zu den Armen ist ein Schwerpunkt unseres Engagement.

KRITERIEN ZUR UNTERSCHEIDUNG

Tägliche Meditationen, Konferenzen und das Teilen von Erfahrungen haben uns dabei geholfen, die Unterscheidung aller betrachteten Realitäten zu vertiefen.

Emmanuel ASI und Honoré SAVADOGO haben uns geholfen, das jeweilige Tagesevangelium und Gedanken von Bruder Karl zu betrachten. Erster hat uns dazu eingeladen, Jesu Aufruf Einlass zu geben und unsere Herzen für die ausgegrenzten Brüdern und Schwestern zu öffnen, der andere dazu, Bruder Karls Fußstapfen zu gehen.

Die Beiträge von Mauricio da SILVA, Jean François BERJONNEAU und Manolo POZO OLLER haben uns auf die Wiederentdeckung der Grundlagen von Mission und missionarischer Spiritualität von Bruder Karl und Papst Franziskus mitgenommen. Dies war ein drängender Aufruf dazu, sich mit missionarischer Überzeugung zu verbünden, um eine «Kirche des Wandels» zu sein, die die Frohe Botschaft denen verkündet, die sich an den geographischen und existenziellen Rändern befinden. Nicht zuletzt haben sie uns auf einige Herausforderungen der Mission aufmerksam gemacht: Abbau unseres «gemeinsamen Hauses», Migration sowie Dialog mit den Muslimen.

Was Zeugnisse angeht, hat uns alle der Bericht von Mariano PUGA sehr motiviert, der uns an seinen pastoralen Erfahrungen im Engagement für die Armen und Unterdrückten hat teilnehmen lassen. Schließlich hat uns Fernando TAPIA ein von ihm, Jean-Michel BORTHEIRIE und Manolo POZO OLLER zum Nazarethmonat erarbeites Papier vorgestellt. Wir haben uns eingeladen gefühlt, wieder Zeit für diese wichtige Übung aus unserer Spiritualität zu finden, was dieser hervorragende Leitfaden vereinfacht.

Erspürte Anregungen

Mit Blick auf die skizzierte Situation und entsprechend des erarbeiteten Urteilsvermögens, haben wir folgende Anregungen für unsere Bruderschaften festgehalten:

IM HERZEN UNSERER GESELLSCHAFTEN

  • In unseren Ländern wollen wir die universale Bruderschaft, an die Bruder Karl uns erinnert, Wirklichkeit werden lassen, indem wir uns auf die Seite der Ärmsten stellen.
  • Wir wollen auf unseren Planeten achten, den Gott als Schöpfer uns anvertraut hat.
  • Wir wollen mit den Armen für mehr Gerechtigkeit kämpfen.
  • Wir wollen dass die Würde einer jeden Person geachtet wird und jeder genug Essen und Arbeit hat.

Im Dienst unserer Kirchen

Wir haben den Ruf gespürt :

  • Nach Kräften an der «missionarischen Transformation» mitzuwirken, zu der Papst Franziskus uns in «Evangelii Gaudium» aufruft.
  • Kleine geistliche Gemeinschaften rund um Gottes Wort zu bilden.
  • Das Zusammenwirken von Laien und Priestern zu stärken, um sich gemeinsam in der Mission zu engagieren und gegen Klerikalismus zu kämpfen.
  • Unseren Gemeinschaften zu helfen, an die «geographischen und existentiellen Ränder zu gehen».
  • Aus der Armut unserer Gemeinschaften einen Weg der Solidarität mit den Armen zu machen.
  • Mit denen kommunizieren zu lernen, die anders glauben und denken.
  • Zusammenwirken und -leben mit allen Gruppen die unsere Gesellschaft bilden.
  • Unsere Kirchen dazu einladen, Migranten so willkommen zu heißen als wären es Brüder oder Christus selbst.

In unseren Bruderschaften

Wir fühlen uns zur Umwandlung in der praktischen Anwendung der Mittel in der Bruderschaft aufgerufen:

  • Eine authentische «Revision de vie» als Sprungbrett zur Mission zu leben.
  • Eucharistische Anbetung und Wüstentage als notwendig zu respektieren, um Christus darin nachzufolgen, auf andere zuzugehen.
  • Den Nazarethmonat wieder zur wichtigen Etappe zu machen, um den eigenen Dienst immer wieder neu zu lesen und an den Weg Bruder Karls anzupassen.
  • Mittels der Homepage ‘iesuscaritas.org’ eine Beziehung zwischen den Bruderschaften verschiedener Kontinente aufzubauen.
  • Der jungen Generation die Spiritualität Bruder Karls bekannt zu machen.

Wahl des neuen internationalen Verantwortlichen

Wir danken Aurelio und seinem Team für die wertvolle Arbeit in den vergangenen sechs Jahren.

Wir haben Eric LOZADA von den Philippinen zum neuen internationalen Verantwortlichen gewählt. Es ist der erste Bruder aus Asien, der diese Verantwortung angenommen hat. Wir haben den Heiligen Geist auf ihn erfleht, damit seine Mission Frucht tragen möge. Er hat sein Arbeitsteam zusammengestellt, zu dem Fernando TAPIA, Honoré SAVADOGO, Matthias KEIL und Tony LLANES gehören.

Wir bauen auf unsere Brüder in dieser neuen Mannschaft, um uns zu helfen, «das Evangelium durch unser ganzes Leben herauszurufen» und unseren Bruderschaften neuen spirituellen und missionarischen Schwung zu geben, wozu uns Papst Franziskus ermutigt : «Der auferstandene und verherrlichte Christus ist die tiefe Quelle unserer Hoffnung, und wir werden nicht ohne seine Hilfe sein, um die Mission zu erfüllen die er uns anvertraut.» (Evangelii Gaudium 275)

Die verantwortlichen Brüder und Delegierten auf der Generalversammlung von Cebu,
Philippinen, Januar 2019

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