Brief aus Perin, Oktober 2015

Liebe Mitbrüder,

perin2015-01Emmanuel, Jean-François, Félix, Mark, Mauricio und Aurelio haben uns zu unserer Jahresversammlung in Perín, Cartagena, España, bei Aurelio zu Hause eingefunden und seinen 60. Geburtstag gefeiert. Dabei haben wir an euch gedacht, an alle Brüder unserer Gemeinschaft. Wir wurden von den Menschen hier aufgenommen und motiviert. Die Freude am Zusammensein und an der gemeinsamen Arbeit ist ein Geschenk Gottes. Die Passagiere im Ankunftsbereich der Flughäfen von Alicante und Murcia fühlen sicherlich immer noch den Nachhall unserer Umarmungen beim Eintreffen.

Was wir erlebt haben

perin2015-02Schon ab dem gemeinsamen Laudesgebet, der Anbetung und der Eucharistie, begleitet vom Regen und vom Herbst, haben wir uns immer durch euer Gebet gestärkt gefühlt, durch die Hilfe des Bruders Charles, der für uns spricht, und durch das prophetische Zeugnis von Papst Franziskus auf der Familiensynode, die wir sehr aufmerksam verfolgt haben.

Wir hatten ein Treffen mit dem Bischof von Cartagena, José Manuel LORCA PLANES, und ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie von Charles de FOUCAULD von Murcia, die säkulare Brüderschaft, die Brüderschaft Charles de Foucauld, die kleinen Schwestern Jesu – Anita, Mitglied der Leitung des Teams perin2015-03von Tre Fontane in Rom, war auch anwesend- und die Priestergemeinschaft. Wir haben uns in kirchlicher Kommunion gefühlt, vereint durch das Charisma eines Gottesmannes, unseres Bruders Charles. Zu seinem hundertsten Jahrestag, das auch in das von Papst Franziskus ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit fällt, ruft er uns zur Hinwendung zum Dialog, nicht nur unter uns, sondern auch mit unseren Diözesanpresbyter, wovon wir ein Teil sind; ein Dialog und ein Treffen perin2015-04mit Menschen anderer Religionen oder Nichtgläubigen. Es geht um eine wechselseitige Annäherung in gegenseitigem Respekt. Wir wollen einen Dialog führen, nichts aufzwingen. Seit dem Treffen im Juli in Viviers hat sich diese Überzeugung hinsichtlich dieser Dimension unseres Charisma verstärkt.

Wir haben viele Menschen in Perin kennen gelernt und mit ihnen gefeiert: freundliche, herzliche und unkomplizierte Menschen. Wir haben gehört, was sie von ihren Familien berichtet haben und daraus perin2015-05gelernt. Ein jeder, Mann oder Frau, ist unser Bruder oder unsere Schwester. Wir waren beeindruckt von den Gottesdiensten in den beiden Altersheimen in Perin. Die alten Menschen, die in unserer europäischen und westlichen Gesellschaft die großen Vergessenen sind, haben uns gesagt, dass Gott Kind, Jugendlicher, junger Erwachsener, Erwachsener und alter Mensch ist. In diesem Nazareth der alten Leute haben wir kein Verfallsdatum gesehen.

perin2015-06Die Projekte der Stiftung Tienda Asilo de San Pedro de Cartagena, in der Aurelio arbeitet, haben wir aus nächster Nähe erlebt und die Menschen kennen gelernt, die dort mitarbeiten, die Mitarbeiterteams, die Freiwilligen, die betreuten Menschen. Im Heim der Stiftung Hogar Torre Nazaret haben wir dieses einfache und menschliche Nazareth erlebt, das darin besteht, mit den HIV-Kranken zusammen zu sein. Menschen, die von Drogen, Gefängnis, dem Leben auf der Straße als von der Gesellschaft Ausgestoßene gezeichnet sind, nun aber in Würde leben können, ein Stück weit ihre Gesundheit zurückerlangen und ihrem Leben einen normalen Verlauf geben können. Es ist wie in einer großen Familie, die die Konsequenzen schultert, wenn das Leben zu einem Problem wird. Wir haben gefühlt, dass sie uns gern haben, ohne uns eigentlich zu kennen.

Welche Aufträge wir bekommen haben

perin2015-07Es sind viele: sehr wichtig ist, dass wir den hundersten Jahrestag nicht als einfachen Gedenktag begehen, sondern als Feier seiner Botschaft der universalen Brüderschaft in aller Aktualität. Schon mehrfach hat Papst Franziskus das Zeugnis von Charles de FOUCAULD zitiert: In Absatz 125 von Laudato Si als Beispiel für einen Verkünder des Evangeliums und in der Vigilrede zur Familiensynode als Inspirator des Familienmodells von Nazareth. Seinen häufigen Beziehungen auf den Bruder Charles erfüllen uns mit Freude und wir fühlen uns zu hundert Prozent vereint mit dem Papst.

perin2015-08Ein weiterer Auftrag besteht darin, tiefer in das Mysterium von Nazareth einzutauchen mit der Haltung, die die Kontemplation verbindet mit der Nähe zu den Armen und mit dem Erfahren unserer Zerbrechlichkeit als Ort der Aufnahme der Macht des Auferstandenen. Wir müssen die universale Brüderschaft auf eine reale Weise leben, ohne Theorien über das Leben und über die Menschen.

perin2015-09Auch ist es ein Auftrag, dem Wüstentag Priorität einzuräumen, denn wie wir feststellen, ist es für die mit Arbeit überlasteten Pfarrer schwierig, ihn einzuhalten. Von der pastoralen Aktivität werden wir eingenommen und auch von der Logik der Beamten des Geweihten, dass wir die Wüste auf ein anderes Mal verschieben, was zu einer schlechten Gewohnheit wird. Immer sind wir damit beschäftigt, zu schaffen, schaffen, schaffen, aber wenig damit, zu hören und vom Herrn ansprechen zu lassen.

perin2015-10Wir fühlen den Ruf, am Rande der Gesellschaften, der Geographien und Existenzen (Menschen mit Problemen) zu sein oder dorthin zu gehen. Unsere priesterliche Berufung zur Verkündigung der Frohen Botschaft können wir nicht umgehen, nicht, um Laborexperimente oder spirituellen Tourismus zu unternehmen, sondern wir sollen mit den Letzten sein. Von Nazareth aus lädt uns der Herr Jesus dazu ein, sein Nachbar zu sein, mit seinen Gesundheitsproblemen, mit seiner Einsamkeit oder Armut. Er lebte in einem armen, unterdrückten und vergessenen Volk Wenn wir nicht bei den Armen sind, verstehen wir nicht, was Jesus uns sagen will. Wir sollten nochmals Laudato Si und Misericordiae Vultus (Nummer 15) lesen.

Ein Aufruf zur Umkehr mit der Erneuerung unsere Auffassung von dem, was Barmherzigkeit ist: Zeugen der Liebe Gottes sein. Denken wir an den Paulustext 2 Kor 12,9: “Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung”, der Bruder Charles so sehr gefiel.

Was wir vorbereitet und studiert haben

perin2015-11Wir haben uns mit der nächsten Panamerikanischen Versammlung in Cuernavaca, Mexiko, (15.- 20. 02. 2016) befasst: die Bezirke Québec – Acadie, Vereinigte Staaten, Mexiko, Dominikanische Republik, Brasilien, Argentinien und Chile und ein Abgesandter der Brüderschaft, die zurzeit in Haiti gebildet wird, sowie ein weiterer Bruder aus Guatemala werden sich erstmalig außerhalb einer Weltversammlung treffen. Wir schätzen sehr die Koordination durch Fernando TAPIA, Verantwortlicher von Chile. Er hat schon fast alle Fragebögen der Bezirke zusammen. Wir danken den mexikanischen Brüdern im Voraus schon für ihre Gastfreundschaft. Mit den sieben Brüdern in Kuba, die eine Gemeinschaft mit den Brüdern Jesu bilden, können wir aufgrund der Regierungskontrollen keinen Kontakt aufnehmen.

Die nächste Versammlung in Asien findet auf den Philippinen im Juli 2016 statt. Arthur, der Verantwortliche von Asien, bereitet sie mit den Brüdern vorort vor. Der Nazarethmonat von Myanmar im vergangenen Juli ermöglichte den Kontakt vieler Brüder Asiens und hat dazu beigetragen, ihre Beziehungen zu stärken und ihre Zugehörigkeit zur Brüderschaft. Von einigen Brüderschaften, wie denen in Malaysia, Indonesien und Australien haben wir wenig Nachrichten. Wir haben Arthus in seiner Funktion als Verantwortlicher darum gebeten, sich mit diesen Brüdern in Verbindung zu setzen.

perin2015-12Ziemlich viel Zeit haben wir aufgewandt für die Vorbereitung der nächsten Weltversammlung in Bangalore, Indien (15. bis 30. Januar 2019). Wir haben drei Jahre Zeit, um Ziele, Methodik und Inhalte festzulegen.

In diesen Tagen sind wir in großer Sorge über die Gesundheit einiger sehr lieber Brüder: Michel PINCHON, Giuseppe COLAVERO, Tony PHILPOT, Howard CALKINS… Wir sind besorgt und fühlen uns vereint mit ihnen in diesen schwierigen Zeiten. Ihnen wird es nicht an Gebeten und Fürsorge unsererseits fehlen.

Mark hat eine wirtschaftliche Bilanz der internationalen Brüderschaft erstellt, die er allen Verantwortlichen in den Bezirken schicken wird. Wir halten es für erforderlich, dass alle Bezirke 10% der Beiträge ihrer Brüder in die internationale Kasse einzahlen, einschließlich der Bezirke mit sehr niedrigen Einkünften. Ebenfalls könnten einige der westlichen Bezirke ihre Kriterien für die Teilnahme überprüfen, denn es gibt viele Bedürfnisse. Ein Armer, der ein bisschen gibt, ein anderer Armer, der ein bisschen gibt… am Ende ist es viel mehr als das, was ein Reicher gibt.

perin2015-13Es gibt eine gute Nachricht: die Anerkennung durch päpstliches Recht der Statuten unserer Priestergemeinschaft Iesus Caritas durch die Kongregation des Klerus.

Wir weisen noch einmal alle auf den einfachsten und schnellsten Kommunikationsweg unter uns hin: die Website www.iesuscaritas.org, die allen Brüdern zur Verfügung steht.

Als internationales Team, als Brüderschaft aus sechs Brüdern von vier Kontinenten: DANKE an alle: Danke für das Gebet, für das finanzielle Teilen so vieler Länder und Brüder, dafür, dass ihr uns ein Eckchen freihaltet in euren Herzen und in eurem Zuhause in dieser Aufgabe, das Königreich, die Frohe Botschaft, die Freude, Christ zu sein zu verbreiten und uns einander mit den Augen Jesu anzuschauen.

In Perín, Spanien, haben wir tagtäglich an euch und die Gegebenheiten in euren Ländern, die oftmals so hart und beschwerlich sind, gedacht. Wir haben an die Menschen gedacht, nicht an ihre Fähigkeiten; wir haben in die Augen geblickt, nicht auf die Brillen; wir haben ihr Herz umhüllt, nicht ihre Intelligenz.

Danke.

Gott, der Vater, Sohn und Heiliger Geist ist, María und der Bruder Charles mögen euch segnen.

Eine riesige Umarmung von euren Brüdern

perin2015-14Emmanuel, Jean-François, Félix, Mauricio, Mark und Aurelio

Perín, Cartagena, Murcia, Spanien, 28. Oktober 2015, Fest der Heiligen Simon und Judas, Apostel

(Übersetzung von Úrsula CRAMER; danke!)

PDF: Brief aus Perin, Internationales Team, Oktober 2015, deut