Pfingstbriel 2020, Eric LOZADA

Komm herab, o Heil’ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.
Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
(aus: Veni Sancte Spiritus)

Geliebte Brüder,
dieses Gebet an den Heiligen Geist bete ich mit euch noch inniger und fokussierter. Das Coronavirus zwingt uns alle innezuhalten und einen langen, kritischen Blick auf das zu richten, was sich lokal und global abgespielt und uns dorthin geführt hat, wo wir uns nun befinden, damit der Geist uns auf neue schöpferische Pfade führen möge. Die Pandemie lehrt uns, dass unsere Welt einer Erneuerung bedarf, andernfalls wir alle zugrunde gehen werden. Unsere Achtung für jedes menschliche Wesen, für Familiensysteme, Nachbarschaften, Schulen, Kirchen, Religionen, Politik, Wirtschaft, Technologie, Soziale Medien, unsere Sorge für Mutter Erde, sie alle müssen auf universellere, inklusivere, gerechtere, weniger wertende und polarisierende Richtlinien gegründet werden, sodass wir erneut als eine Zivilisation der Liebe und des Lebens gedeihen können.

Wiederum heißen wir den Geist von Pfingsten willkommen, aber dabei scheinen wir irgendwie zu vergessen, dass der Geist bereits von Anbeginn der Schöpfung (vgl. Genesis 1,2) hier war. Der Geist hat immer so geweht, dass Ordnung ins Chaos kam, um Leben zu schaffen, uns zur ganzen Wahrheit zu führen und uns all das zu lehren, was wir wissen müssen (Joh 16,13). Aber derselbe Geist weht, wo er will, und wir können nicht sagen, woher er kommt und wohin er geht (Joh 3,8). All unser Theologisieren, unser berechnendes Denken und Planen kann den Weg des Geistes weder vorhersagen noch aufhalten. Immer wieder überrascht er uns, erweitert unseren Blick und befreit unsere Herzen mehr und mehr von aller Last, sodass wir frei sind für Gott in unserer Welt. So wie wir auch die Luft oder die Stille nicht sehen können, so erneuert der Heilige Geist unsere Welt auf eine Weise, die unser Sehen übersteigt. Wir müssen einfach nur jeden Augenblick für die Gegenwart Gottes bereit sein.

Unsere Welt, einschließlich Mutter Erde, befindet sich gerade in Geburtswehen in Hinblick auf die Zeit nach der Pandemie. Die große Mystikerin Juliana von Norwich sagt in ihrer 13. Offenbarung „Alles wird gut sein und aller Art Dinge wird gut sein.“ Sie wollte damit sagen, dass man unter allen Umständen, wie widrig sie auch sein mögen, heiter sein soll, weil letztendlich alles in Christus gut sein wird. Wir müssen mit dieser Botschaft allerdings sorgsam umgehen. Heißt das, dass wir einfach nur die Hände falten und alles Gott überlassen sollen? Ist das eine Art sanfte Theologie, die inmitten unseres Leidens himmlisches Manna verheißt? Die Pandemie lehrt uns zu hoffen. Hoffnung ist unsere Fähigkeit, die Zukunft in die Hände eines liebenden Gottes zu legen. Hoffnung ist nicht irgendetwas Bequemes; Hoffnung will errungen werden. Wir ringen, weil das Böse, die Tyrannei, Gewalt, Angst, der Tod stärker zu sein scheinen als die Güte, der Frieden, Eintracht, Liebe, Leben. Gottes Antwort auf das Böse ist im auferstandenen Christus verborgen. Er hat seinen Sohn nicht von der Feuerprobe des Leids errettet, sondern ihn schließlich in neuem Leben aufgehen lassen, nachdem er durch Hilflosigkeit, Angst, Gewalt und Tod gegangen war. Gott wird uns letzten Endes bestärken und der Welt und all ihren Systemen zeigen, wie falsch sie in vielem gelegen sind (vgl. Joh 16,8). Aber wir müssen uns entscheiden. Sollen wir im Angesicht des Bösen und des Leids unsere Herzen von Angst, Hoffnungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Bitterkeit, Zorn, Enttäuschung beherrschen lassen, oder sollen wir offener, zugänglicher, liebender, vergebender, lebensspendender sein? Der Geist erneuert unsere Welt und die ganze Schöpfung auf eine geduldigere, sanftere und demütigere Weise. Wir sind eingeladen, dem nicht im Wege zu stehen, sondern Gottes Ziele für unsere Welt mitzutragen.

Was also sollen wir tun? Was sind die Möglichkeiten und Herausforderungen, die uns angeboten werden und denen wir mit frischem Mut und neuer Hoffnung nachkommen müssen? Jemand hat einmal gesagt: „Was es heute braucht, sind nicht große Männer mit kleinen Herzen, sondern kleine Männer mit großen Herzen, denn nur die Kleinen und Geringen können durch das Nadelöhr gelangen.“ Also kleine Werke der Nächstenliebe, mit einem großzügigen und hingebungsvollen Herzen. Unsere heutige neue Normalität ist eine Aufforderung, zu den Wurzeln eines Lebens aus dem Evangelium zurückzukehren, zu leiblichen und geistigen Werken der Barmherzigkeit. Unser Bruder Charles hat uns eine Spiritualität hinterlassen – ahmt Jesus von Nazareth nach, sucht den letzten Ort auf, lebt einfach, übt ein Apostolat der Nächstenliebe an jeweils einer Person aus, seid jedem Menschen ungeachtet seiner Hautfarbe, seines Glaubens, seines Status ein Bruder und Freund, seid den Armen nahe. Papst Franziskus fordert uns auf, an die Peripherien zu gehen, Herolde der Freude des Evangeliums zu sein, Jugendliche und verletzbare Erwachsene zu beschützen, uns in der Weiterbildung zu engagieren und Mutter Erde, unseren gemeinsamen Lebensraum, zu schützen. Wir müssen uns auch mit neuem Enthusiasmus auf das Fundament unserer spirituellen Praxis rückbesinnen – tägliche Anbetung, tägliche Betrachtung des Evangeliums, Lebensrevision, monatlicher Wüstentag, Treffen der Bruderschaft. Wir erneuern unsere Treue zur Praxis nicht, um uns selbst zu perfektionieren, sondern um größere Verantwortung für das Geschenk zu übernehmen und seine Früchte unerschöpflich an andere weiterfließen zu lassen, bis Gott durch ihr eigenes Leben verherrlicht wird.

Liebe Brüder, in dieser Zeit der Pandemie empfangen wir von Mutter Kirche ein besonderes Geschenk – die Heiligsprechung von Bruder Charles. Zusammen mit den anderen Mitgliedern der geistlichen Familie, einschließlich jener, die von Bruder Charles inspiriert wurden, die aber nicht „kanonisierte“ Mitglieder der geistlichen Familie sind, danken wir dem Heiligen Geist für dieses Geschenk. Wir hoffen und beten, dass Bruder Charles‘ Leben, seine Botschaft, seine Geisteshaltung, sein Vermächtnis nun zugänglicher sein wird und vielen Menschen als Inspiration dient, so der Heilige Geist will. Auch für uns selbst beten wir, auf dass wir mit größerer Entschlossenheit in unserem Leben und Dienst all das bezeugen, wofür Bruder Charles gelebt hat.

Ich schließe meinen Brief mit dem Schlussgebet der heutigen Messe – „Vater, heilige deine ganze Kirche in jedem Volk und jeder Nation und gieße die Gaben des Heiligen Geistes über die ganze Erde aus.“

Ich danke euch allen. Wir werden einander und die Welt weiterhin ins Gebet einschließen. Bitte betet auch für mich.

Euer Bruder und verantwortlicher Diener

Eric LOZADA
Philippinen, 31. Mai 2020

PDF: Pfingstbrief des Generalverantwortlichen an die Brüder. Eric LOZADA, Pentec.2020, deut

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Osterbrief 2020 an die brüder in aller welt. Eric LOZADA

Philippinen, 12. April 2020

Wenn ich aufwache, bin ich noch bei dir, Halleluja. (vgl. Ps 139,18)

Geliebte Brüder,

Ich schreibe euch aus meiner Zelle und bin wie viele von euch in Quarantäne. Diese auferlegte Klausur ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für die tägliche Anbetung, das Meditieren des Evangeliums, den Wüstentag, die Lebensbetrachtung, das Beten für die Welt, besonders für die Armen – glaubensstark, intensiv und konzentriert. Ein Leben in Zurückgezogenheit und im Gebet ist unser bescheidener Akt der Nächstenliebe an unsere Welt in Zeiten der Pandemie.

Wenn ich aus meinem Fenster schaue, suche ich nach Zeichen neuen Lebens in der Natur. Es ist hier trocken und schwül, aber die Vögel spielen miteinander und singen ihr einzigartiges Repertoire von Liedern, Schmetterlinge fliegen auf der Suche nach Nektar sanft von Blume zu Blume, die Bäume sind ergrünt und spenden Schatten trotz der erdrückenden Hitze. Es ist faszinierend zu sehen, auf welche Weise die Natur die Auferstehung verkündet. Keine Sorgen, sondern völlige Hingabe an Gott, der für sie sorgt. Wir Menschen sollen mittels unseres Verstandes eine höhere Art sein, aber genau dieser Verstand hat unser Vertrauen in Gott im tagtäglichen Tun systematisch beiseite gedrängt, sodass wir mehr auf unser egoistisches Denken bauen. Dieses Denken hat Gewalt, Hass und Misstrauen hervorgebracht. Die Auferstehung bietet uns Vergebung, Liebe und Vertrauen an. Die Welt muss ihre Wahl treffen.

Bis 3. Mai gelten verschärfte Quarantänebestimmungen, aber die Priester haben Genehmigungen für die Ausübung liturgischer und karitativer Tätigkeiten bekommen. Ich habe jeden Tag davon Gebrauch gemacht, um Menschen zu besuchen, die mich gebeten haben, den Sterbenden und den Familien in ihren Nöten beizustehen, das Gespräch in den Familien zu fördern und jene, die ihre Arbeit verloren haben, mit Nahrungsmitteln und Geld zu unterstützen. Jemand hat mich dazu bewegt, den Menschen in ihrer Hilflosigkeit beizustehen, vor allem weil sie nicht in die Kirche gehen können, um zu beten. Die Gegenwart Gottes, die sie durch meine Gegenwart erfahren können, ist ihnen ein beruhigender Balsam des Trostes. Ich bin jedoch immer besonders bemüht, die Hygiene- und Distanzvorschriften sorgfältig einzuhalten, um der Gemeinde nicht noch mehr Schaden zuzufügen. Heute Morgen kam mein Freund Lemuel zu meiner Klause, sehr hungrig und abgehärmt, und er bat um etwas zum Essen für seine hungernden vier kleinen Kinder. Lemuel hat seine Arbeit verloren. Als ich ihm ein paar Nahrungsmittel übergab, fühlte ich mich durch seine Freude gesegnet, aber in seinen Augen habe ich auch seine Verunsicherung gesehen.

Nach dem Morgengebet heute habe ich einen langen, liebevollen Blick auf die Landkarte an meiner Wand geworfen. Meine Augen waren auf die vier Kontinente Afrika, Asien, Europa und Amerika gerichtet. Das Virus ist wahrhaft ein großer Gleichmacher, denn reiche und arme Länder leiden unter demselben Schicksal. Ich sehe die Gesichter von Ärzten, Krankenschwestern, Patienten, ihren Familien vor mir, voller Sorgen und Ängste und dennoch für das Leben kämpfend. (Während ich diesen Brief schreibe, erreicht mich die Nachricht, dass meine Schwester, die in den USA als Krankenschwester arbeitet, COVID-positiv ist. Ihre Familie ist nun gefährdet.)

Die Welt durchlebt gerade einen Leidensweg. Überall sehe ich hinter vielen Masken Gesichter voller Hilflosigkeit, Sorge, Furcht, Traurigkeit, Hass, Gewalt. Mir stellt sich die eine Frage: Was ist die Botschaft des auferstandenen Christus an unsere heutige Welt? Worauf möchte Gott uns hinweisen? Wohin führt er uns? Heißt Auferstehung, dass Er uns aus all dem erretten wird? Was ist Gottes Antwort an Sein Volk in der Pandemie? Wie kann die leise Botschaft der Auferstehung inmitten der übermächtigen Nachrichten von Tod, Leid und Konflikt vernommen werden? Wo sind der Pfad der Hoffnung und das neue Leben in dieser unserer schweren Zeit?

Brüder, bitte durchleidet mit mir diese Fragen. Ich brauche euch, wir brauchen einander, die Menschen brauchen uns. Auferstehung ist nicht irgendein billiges Vergnügen oder ein süßes Geschwätz, das uns von unserem Leiden erlöst. Wir müssen unsere Ohren strapazieren und unsere Herzen weitmachen, um die Botschaft zu hören. Wir ringen mit Gott um Antworten, auch wenn seine Antwort in Seinem Schweigen verborgen ist.

Die Lektüre von Johannes’ Version der Auferstehungserzählung in diesem Jahr ist für mich ein Kairos. Einige Einzelheiten bei Johannes können uns dabei helfen, die Botschaft zu sehen und zu verstehen. Da ich in biblischer Hermeneutik nicht so gut bewandert bin, vertraue ich auf eine Betrachtung des Textes im Gebet. Bitte seid nachsichtig, wenn sich das zu naiv anhört.

Drei Dinge sind es, die ich gerne herausstreichen möchte. Erstens, Johannes spricht davon, dass die Auferstehung „am ersten Tag der Woche, als es noch dunkel war“, geschah. (Joh 20,1a) Die Auferstehung bricht aus dem Urgrund unserer Menschheit und der Welt hervor, hinein in die Dunkelheit der Unwissenheit. Das erinnert an die Genesis, als die Welt finster und formlos war und der Geist über dem dunklen Wasser schwebte. Dann sprach Gott: „Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ (Gen 1,2-3)

Heute befindet sich die Welt in der Finsternis der Pandemie. Die Zukunft erscheint vielen noch düsterer. Wie sollen die Wirtschaft, die Regierung, die Menschen sich regenerieren? Sind unser strategisches Planen, die optimistischen Vorhersagen, die Suche nach einem Heilmittel genügend Licht, um eine strahlende Zukunft zu ermöglichen? In der Mitte der äußersten Finsternis, wo das Fundament der Welt zu wanken scheint, bricht Christus, das Licht hervor. Können wir es sehen? Dieses Sehen entstammt nicht unserer menschlichen Logik, denn dieselbe wird leicht von der Dunkelheit bezwungen. Das Licht kommt vom auferstandenen Christus. Wird Gott uns von diesem Übel erlösen? Keinesfalls, denn das Übel tut, was es tut. Gott erlöst. Letztlich bestärkt er uns in der Tugend, Güte und Treue, während wir durch das Übel hindurchgehen und leiden, so wie Er es mit Jesus getan hat. Letztendlich sind es Gott und der auferstandene Christus, die alles beherrschen, und nicht das Böse und Tod. Das ist unser Glaube. Wir müssen ganz einfach auf seine Wahrheit vertrauen und Tag für Tag danach leben.

Zweitens, Johannes betont, dass Maria Magdalena als Erste das offene Grab sah. (Joh 20,1b) Sie war betrübt, weil sie das offene Grab noch nicht mit der Auferstehung in Verbindung bringen konnte. Erst nachdem sie geweint hatte, sah sie den Auferstandenen. (vgl. Joh 20,11ff) Das ist eine Einladung an uns, unsere Realität mit sanftem weiblichem Blick zu betrachten – mit Trauer und mit Tränen. Beide bereiten das Herz auf das wahre Sehen vor. Wir sind über vieles in unserer gegenwärtigen Wirklichkeit traurig. Wir weinen, weil wir auf die eine oder andere Art Teil dieser verwundeten, zerbrochenen und gewalttätigen Welt sind und weil wir auf vielerlei Weise zu dieser Gewalt und Verwundung beigetragen haben.

Zuletzt, Maria Magdalena hat Petrus und Johannes berichtet, was sie gesehen hat. Petrus und Johannes haben es dann selbst auch gesehen. Petrus hat es gesehen. Johannes hat es gesehen und geglaubt. Sie alle haben aber noch nicht die Bedeutung der Auferstehung begriffen. (vgl. Joh 20,2-9) Diese Stelle lädt uns dazu ein, auf der Suche nach neuem Leben einander die Hand zu reichen und als Gemeinschaft von Wahrheitssuchenden den Weg gemeinsam zu gehen. Wir haben ein gemeinsames Bild von der Wirklichkeit, und niemand hat ein Monopol darauf oder verabsolutiert seinen/ihren Anteil am großen Ganzen. Jeder Einzelne leistet einen Beitrag. Jeder glaubt daran, dass der andere etwas beitragen kann. Die Wahrheit macht uns demütig, denn anstatt sie zu besitzen, besitzt sie uns. Sie reicht immer über uns hinaus. Deshalb braucht es unser aller Mitwirken. Die Wahrheit ist ein Geschenk, das sich einer aktiven Pilgergemeinschaft offenbart, die voller Hoffnung auf der Suche ist. Leider wird in unserer postmodernen Welt Macht mit Wahrheit verwechselt. So geschieht es, dass man mit seiner eigenen Sichtweise überheblich und diese als absolute Wahrheit betrachtet. Das ist dieselbe Mentalität, die Krieg und Gewalt hervorbringt. Die Auferstehung verspricht Frieden und Vergebung. Wir müssen unsere Wahl treffen.

Liebe Brüder, wir werden weiterhin gemeinsam im auferstandenen Herrn die Wahrheit suchen, in der Stille unseres Gebets und in unserem brüderlichen und missionarischen Engagement. Bruder Charles zeigt uns den Weg vor und begleitet uns auch in unserem Bestreben, Jesus von Nazareth nachzufolgen, allen Menschen ein Bruder zu sein, Nazareth zu leben, bei den Armen zu sein, unser Leben zu betrachten, das Evangelium mit unserem Leben hinauszuschreien, in unserer Mission an die Peripherien wie die Schafe zu riechen, das Evangelium zu leben, bevor wir predigen. Das ist unsere Spiritualität als Diözesanpriester in den Fußspuren von Bruder Charles. Das ist auch unser Geschenk an unsere Welt und an unsere Kirche. Als ein unverdientes Geschenk müssen wir es beständig durch unser Tun erneuen. Hierin sind wir alle Anfänger und gemeinsam Ringende, aber wir ermutigen einander, uns immer wieder auf unseren Auftrag zu besinnen.

Ich schließe jeden Einzelnen von euch in mein Gebet ein. Bitte betet auch ihr für mich.

Eric LOZADA

(Danke an Matthias KEIL die Erleichterung der deutschen Übersetzung)

PDF: Osterbrief 2020, Eric LOZADA, Weltverantwortlicher Bruder, deut

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Brief von Eric. Unser Bruder Mariano PUGA

16. März 2020

Nun werde ich nicht mehr sehen den HERRN, ja, den HERRN im Lande der Lebendigen; nun werde ich nicht mehr schauen die Menschen bei denen, die ihre Zeit leben.
Meine Zeit ist dahin und von mir weggetan wie eines Hirten Hütte. Ich reiße mein Leben ab wie ein Weber; er bricht mich ab wie einen dünnen Faden. (Is 38, 11-12)

“Es gibt so etwas wie einen guten Tod. Wir sind selbst verantwortlich dafür, wie wir sterben. Unsere Wahl besteht darin, uns entweder derart an das Leben zu klammern, dass unser Tod immer nur wie ein Versagen wirken kann, oder unser Leben frei herzugeben, so dass wir anderen als Quelle der Hoffnung gegeben werden können. ” (Henri Nouwen, Du bist der geliebte Mensch).

Geliebte Brüder,

ich bin zutiefst dankbar für das Geschenk und traurig über den Verlust und kündige den Tod unseres großen Bruders, lieben Freundes und lebenden Symbols unserer Bruderschaft, MARIANO PUGA CONCHA aus Santiago, Chile, an. Er starb am 14. März 2020 im Alter von 88 Jahren. An Lymphkrebs gestorben.

Lasst mich die Seelenverwandtschaft, die wir mit Mariano hatten, mit den folgenden Zeilen ehren. Mein erstes Treffen mit ihm fand 2000 auf der Generalversammlung in Kairo statt. Vor seiner Wahl zum Generalverantwortlichen war seine Anwesenheit auf der Versammlung wie ein Virus, der uns mit Freude und Lachen mit seinem köstlichen Gesang, begleitet von einem Akkordeon, verseuchte. Ich wusste nicht, dass diese Lieder aus den Slums von Santiago stammen. sehr gemütlich und mächtig und nie depressiv. Er war wie ein Troubadour, der mit Lunge und Herz die Träume und Sehnsüchte seines Volkes aus Santiago sang. Sein ungestümer Geist und seine Musik voller Freude faszinierten mich.

Mein zweites Treffen fand 2002 in den Vereinigten Staaten statt. Er besuchte die Bruderschaft in den Vereinigten Staaten, während ich in meinem Auslandsjahr war. Der verstorbene Howard Caulkins, ein weiterer lieber Freund, schlug mir vor, dass er mich zur Mepkin Abbey bringen würde, wenn ich mit ihm zur Landversammlung nach Minnesota gehen würde, wo ich mein Auslandsjahr als Klostergast verbringen würde. Tatsächlich reisten wir zusammen und dort traf ich Mariano wieder. Wir verbinden uns sehr leicht von Seele zu Seele auf eine zutiefst persönliche und intime Weise. Ich teilte mit ihm meine Krise mit der Kirche, mit meinen persönlichen Dämonen und mit Gott und ich habe mich noch nie so zugehört gefühlt. Er umarmte mich nur fest wie ein älterer Bruder, der einen jüngeren Bruder tröstet, mit Tränen in den Augen und fühlte meinen Schmerz. Dann lächelte er mich mit diesen ruhigen Worten an: “Alles wird gut.” Wir trennten uns von dem Versprechen, einander im Gebet präsent zu halten, ich für die Abtei und er für Tammanraset.

Mein letztes Treffen mit ihm war letztes Jahr in Cebu während der Generalversammlung. Mit 88 Jahren war das Reisen um den Globus schwer für ihn. Er wurde zweimal ins Krankenhaus eingeliefert und beide Male war ich bei ihm. Seine Weisheit rief mich dazu auf, aus dem Grab meiner Ansprüche herauszukommen und persönliche Erlebnisse miteinander auszutauschen. Wir verbinden uns leicht wieder, Bruder zu Bruder, und bewerten jede unserer Geschichten in der Notaufnahme (wo er 5 Stunden verbracht hat) und dann in seinem Zimmer (dem er vehement widerstand, weil er mit armen Leuten im Gemeinschaftsraum sein wollte ). Dann flüsterte er mir mit einem Lächeln im Gesicht zu: “Die Versammlung ist vorbei und ich könnte jetzt nach Hause gehen.” Ich kam in dieser Nacht nach Hause, sehr demütig, aber sehr bereichert durch diesen bewegenden Austausch, unseren Rückblick auf das Leben, der für Mariano das Herzstück jeder Versammlung von Brüdern ist.

Lassen Sie mich auch einige Zeilen teilen, die mir Fernando Tapia über Mariano schrieb: „Mariano war ein leidenschaftlicher Sucher Gottes und ein Jünger von Jesus von Nazareth. Seine Begegnung mit ihm durch die Armen in einer Müllkippe veränderte sein Leben für immer. Er verließ alles und betrat das Seminar. Hier fand er Charles de Foucauld und folgte seiner Spiritualität bis zum Ende seines Lebens. Er war geistlicher Vater und Ausbilder am Seminar von Santiago. Später wurde er mehr als 30 Jahre lang Arbeitspriester und teilte das Leben der Armen. Er lebte immer unter ihnen. Er war ihr Pastor, ihr Verteidiger während der Zeit der Militärdiktatur von Pinochet. Er war sieben Mal im Gefängnis. Er förderte eine Kirche, die den Armen verpflichtet war. Er predigte viele Exerzitien in Chile und außerhalb Chiles. Er war ein Mann des Gebets, glücklich, nah an allen, ein Freund von Gläubigen und Ungläubigen, ein Missionar am Rande der chilenischen Gesellschaft, der in die Fußstapfen von Bruder Charles trat. Sein Leitbild war das Evangelium, das er mit seinem eigenen Leben herausschreien wollte. “

Mariano, Bruder, Freund, vielen Dank. Vielen Dank für dein verrücktes Zeugnis eines verrückten Gottes in Jesus von Nazareth. Ich teile die Dankbarkeit und Trauer der Armen von Santiago, die du mit deinem Zeugnis berührt hast. Möge Jesus, der gute Hirte, dich für immer in deinem neuen Zuhause empfangen, das er für diejenigen vorbereitet, die treu sind.

Brüder, ich bete mit Mariano, dass wir bei unseren Treffen und Versammlungen weiterhin das Risiko eingehen, unsere Armut und Verletzlichkeit miteinander zu teilen. Es ist unsere Armut, die uns verbindet, qualifiziert und uns als Brüder in der Brüderlichkeit befreit. Es ist auch das Sprungbrett für unsere Mission unter den Armen, wie wir in Cebu sagten. Lasst uns auch unsere bescheidene, aber feste Entschlossenheit sein, das Missionsleben Jesu von Nazareth mit den Armen zu teilen und in die Fußstapfen von Bruder Charles zu treten.

Mit meiner brüderlichen Umarmung,
Eric LOZADA

(Übersetzung von Ursula CRAMER)

PDF: Brief von Eric. Unser Bruder Mariano PUGA, deut

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Brief der Generalverantwortlichen an alle Brüder in der gesantem Welt. 1 Januar 2020

„Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt…“ (Jesaja 9,5)

Geliebte Brüder!

Es tut mir leid, dass dieser Weihnachtsbrief bei Euch erst als Neujahrsgruß ankommt. Momentan habe ich so manche heikle Dienstpflicht zu erfüllen, so dass ich mein Gleichgewicht verliere. Wenn man mit dem Bösen und all seinen Schattierungen ringt, die Menschen, Beziehungen und Institutionen wie der Kirche Schaden zufügen, dann habe ich immer wieder gekämpft, mich in die Hände eines liebenden Gottes fallen zu lassen mit der Bitte um Erleuchtung, inneren Frieden und Liebe. Indes, bisweilen fühle ich mich traurig, wütend und hilflos. Und so melde ich mich, mit der Gnade Gottes, hier – besser spät als überhaupt nicht. Erlaubt mir, daß ich Euch mit Grüßen der Freude in Euren örtlichen Bruderschaften oder auf Bistums-, Länder- oder Kontinentenebene umarme. Auch wenn ich viele von Euch noch nicht vom Ansehen her kenne, bin ich doch beharrlich darin, den Namen eines jeden von Euch vor dem geliebten Herrn zu flüstern. (Dank unserem Direktorium, allerdings bedürfte es einer Aktualisierung).

Letztes Jahr durfte ich Brüder aus Haiti, der Dominikanischen Republik, dem Südosten der Vereinigten Statten, Südkorea und Myanmar treffen. Besonders das Treffen der Gesellschaft der Geistigen Familie Charles de Foucauld im letzten April hat mein Wissen um die Spiritualität und Tradition grundgelegt und erweitert. Herzlichen Dank an die Schwestern und Brüder für ihre Gastfreundschaft, brüderlichen Austausch und demütiges Zeugnis.

Gerne möchte ich mit der ersten Frage, die Jahwe Adam in der Genesis stellte, beginnen: Wo bist du? Ich stelle diese Frage regelmäßig, einfach nur, um herauszufinden, wie geerdet ich mit meiner Realität bin. Realität ist nicht wirklich meine eigene Sache, sondern es ist die Realität Gottes in mir und in der Welt und wie frei oder unfrei ich darin bin, auf sie zu reagieren. Adam war unfrei, hatte angesichts seiner Nacktheit Angst und versteckte sie angesichts seiner Sünde vor Gott. Ohne es zu wissen, arbeitete er an einer Verzerrung, die ihn von Gott und von der Wahrheit entfremdete. Von Adam aus kam eine im Ganzen „gebrochene“ Menschheit hervor. Und doch – der Prophet Jesaja sah das Kommen eines neuen Adam voraus: „Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des HERRN ruht auf ihm…“ (Jes 11,1). Aus den Wurzeln des gefällten Baumes wird eine neue Menschheit geboren – eine Menschheit, die nicht vom Bösen als Geisel genommen, sondern „vergöttlicht“ und in den Zustand der ursprünglichen Güte wiederhergestellt wird . Der Riss ist immer noch da, nicht mehr als Blockade, aber als Öffnung, um die Gnade Gottes nach innen fließen zu lassen. Und so beten wir: „Oh Gott… gib, daß wir Anteil erhalten an der Göttlichkeit Christi, der selber in Demut unsere Menschennatur angenommen hat.“ (Eröffnungsgebet zu Weihnachten).

In seinem Apostolischen Schreiben Admirabilis Signum hat Papst Franziskus uns dazu ermuntert, uns noch einmal die Krippe anzuschauen. Das „höchst wunderbare Zeichen“ ist, dass sich Gott in der Gestalt eines demütigen Kindes in die Hände einer gebrochenen Menschheit begab. Während der Großteil der Menschheit nicht bereit war, waren die Hirten, Tiere und die Krippe bereit. Sie stehen für die Menschheit, die Gott in niedrigster Armut, Gebrochenheit, Unvollkommenheit und Schmutz empfangen. Durch diese radikale Tat der Selbst-Gabe werden wir das, was wir empfangen. Dies ist eine durch und durch göttliche Initiative. Die „Krippe“ unserer Herzen, die durch das Böse in all seinen Formen verhärtet und hin- und hergeworfen ist; das vor Gott hingehaltene Böse – sowohl strukturell als auch personell – wird ein geringer und doch prophetischer Raum für Begegnung, Dialog, Heilung und Gastfreundschaft mit den vielen verborgenen Gesichtern des „Immanuel heute“.

Gestattet mir, das Bild Bruder Charles‘ zu bemühen mit seinem wilden Leben, ausschweifender Lebensführung, rastloser Energie, seinen leidenschaftlichen Briefen. Er bemühte sich sein gesamtes Leben lang, sich selbst in dem Geheimnis der Fleichschwerdung festzumachen. „Herr, falls Du existierst, lass es mich wissen.“ Ein Ruf nach erfahrungsbezogener Erkenntnis Gottes! Er rang mit dem Mysterium. Und Gott führte ihn in seiner sanftmütigen und geduldigen Art hin zu einer befreiten Antwort auf die vergebende Liebe Gottes. „Da ich jetzt weiß, dass es einen Gott gibt, muß ich ihm mein ganzes Leben geben.“

Eine weitere Versenkung in die Mysterien ließ ihn diese Worte sagen: „Mein Weg besteht darin, immer den niedrigsten Platz zu suchen, so gering wie mein Meister zu sein, mit ihm Schritt für Schritt als gläubiger Jünger zu gehen. Mein Leben besteht darin, mit meinem Gott, der diesen Weg sein gesamtes Leben ging, zu leben, Gott, der mir schon von seiner Geburt an ein Beispiel gegeben hat.“ Jesus tat nichts anderes als hinunterzugehen, und dies bemerkte Bruder Charles ohne Unterlass. Die radikale Kleinheit Gottes bei der Fleischwerdung brachte Frucht zu einem Leben des vertieften Wachsens hinein in die radikale Niedrigkeit Gottes in Nazareth. Von Bethlehem nach Nazareth, dort wurden zwei zentrale und begründende Geheimnisse Gottes in Jesu Leben enthüllt, und wenn wir es recht verstehen, dann wird unser Leben, dann wird unsere Form der Sendung als Diözesanpriester und dann wird unsere Art der Weltsicht in den Fußstapfen von Bruder Charles verändert.

Darf ich Euch einladen, die komplexe Vielfalt unserer Bruderschaft vor Ort, in den Ländern, Regionen oder auf Weltebene vor dem Mysterium zu betrachten. Einige von Ihnen haben wir bereits in Cebu gesehen, aber man muss sie mit neuen Augen sehen und mit Enthusiasmus und Hoffnung darauf antworten. Der unprätentiöse und demütige Gott von Nazareths, könnte einige versteckte Einladungen in diesen Wirklichkeiten für uns bereithalten.

Im Apriltreffen von etwa 20 Mitgliedern haben wir erfahren, wie arm und doch voller Glauben Haiti ist. Unsere Kleinen Brüder und Schwestern der Inkarnation besitzen eine stark prophetische und konkrete Gegenwart im Leben der Haitianer, in Landwirtschaft, Erziehung, Projekten zum Lebensunterhalt, sozialen Diensten. Und doch bringt Korruption innerhalb des politischen Systems das Land in einen dunklen Tunnel von Armut, Ungewissheit und Unruhe. (Was diesen Moment betrifft: die Situation verschlimmert sich.) Die Brüder Jonas Cenor und Charles Louis Jean, ehemalige kleine Brüder der Inkarnation, gründeten 2015 die Bruderschaft mit drei Brüdern. Br. Fernando Tapia hat sie besucht und zum Pan-Amerika-Treffen 2017 eingeladen. Bei gelegentlichen Treffen von Br. Abraham Apolinario versuchen sie sich weiterhin regelmäßig zu besuchen. Nicht nur die Entfernung ist ein Problem, sondern mehr noch das politische Klima, welches Reisen gefährlich macht. Wohin lädt Gott uns ein?

Unsere Mitgliedschaft in der Association ist ein Geschenk. Voll Ehrfurcht sehe ich, wie Fr. Charles uns inspiriert hat mit so vielen Charismen und Missionsarbeit in der Kirche, und einige kommen noch dazu. Wir konnten nicht abseits stehen, welche Spannungen es auch geben mag, die diese Verschiedenheit mit sich bringt.

Aber diese Spannungen können Leben geben, wenn sie in der größeren Agenda des Königreichs gesehen werden. Wir sind alle eingeladen, immer wieder vom selben Geist zu trinken, so dass wir in Eintracht miteinander gehen können. Die Association fragt uns nach mehr Engagement hinsichtlich Korrespondenz und Teilnahme an den Treffen. Ich habe mit der französischen Sprache meine Probleme und habe daher Fr. Matthias Keil eingeladen, uns zu repräsentieren.

Die Bruderschaft in Santo Domingo und  Santiago ist sehr lebendig, altert jedoch. Pioniere dort sind der emeritierte Bischof Rafael Felipe, dessen Gegenwart und Lebenszeugnis für Klerus und Seminaristen des Bistums Beni gleichermaßen wie ein Leuchtturm sind. Er hat die Bruderschaft den Seminaristen nähergebracht und einer Reihe Priestern im Ruhestand über die Bruderschaft gepredigt. Br. Lorenzo, ein sehr dynamischer Priester einer kleinen Pfarrei, lebt in einer halbmonastischen Gemeinschaft von Priestern, Schwestern und Seminaristen.

Br. Angel Marcano stellt indes die noch unbeantwortete Frage, warum wir nach 30 Jahren nicht gewachsen sind. Wohin lädt uns Gott ein?

Ich durfte am 40. Jubiläum Br. Jerry Reagans in Toybee Island teilnehmen. Es war eine Ehre für mich. Sein Pastorat ist ein Haus der Bruderschaft, wohin Priester auch über Nacht kommen können. Um Brüder – inkl. Fr. Peter Clarke, der schon 91 ist –  zu treffen, fährt er zwei Stunden jeden Monat. Sie beginnen mit Anbetung, betrachten das Leben und schließen mit einer Agape. Ihre Treffen sind regelmäßig und innig, und wenn einer die Bruderschaft verlässt, hinterlässt es die anderen fragil. Ohne ein neues Mitglied ist die Bruderschaft noch verletzlicher.

Die Südkorea-Bruderschaft ist jung und lebendig. Br. Paul, der seit einiger Zeit in Tamanrasset lebt, gründete sie 1994 mit Br. Philip Yoon, und es finden sich meistens junge Geistliche dazu. Das Christentum in Südkorea ist einzigartig, da es auf dem Blute tausender Märtyrer, die fast alle Laien sind, gegründet ist. Die Brüder steuern eigenes Geld bei, um ein Haus für die monatlichen Treffen zu errichten. Wie so viele, plagen sie sich mit „Wüstentag“, Betrachtung des Lebens und der englischen Sprache.

Als ich die Brüder Eugene und Matthew in Myanmar sah, erkannte ich ihr asketisches Angesicht. Die Mehrheitsreligion des Buddhismus (erkennbar an Pagoden und Schlappen statt Schuhen) zeitigt ein einfaches Leben. Als ich einen nicht-JC-Priester nach seinem Bild von der Bruderschaft fragte, verstörte mich seine Antwort: „Ich kann mit der Antwort nicht ehrlich sein vor Dir.“ Was ist das zugrundeliegende Gesicht der Bruderschaft? Wozu lädt Gott uns ein?

Die Brüder allerdings mühen sich ab, regelmäßige Zeiten für ihre Treffen, den Wüstentag und Lebensbetrachtung zu finden.

Der Präfekt der Kleruskongregation in Rom, Benjamin Kardinal Stella, hat mir einen Brief über Fr. Aurelio geschickt, in dem er seine tiefe Verbundenheit mit uns ausdrückte und wünscht, dass wir „von neuem und mit Freude unsere Mission gemäß der Leitlinien“ des Hl. Vaters leben. Er buchstabierte dabei einige konkrete Herausforderungen: Wir mögen den Nazarethmonat ernstnehmen. Unsere Sorgsamkeit betreff des geistlichen Wachstums ad intra ist eine notwendige Voraussetzung für eine authentische Mission ad extra; unser Gehen an die Ränder möge durch unsere fortdauernde Bekehrung begleitet werden, um Frucht zu bringen. Das internationale Team hat ein Treffen mit dem Kardinal im Juli dieses Jahres vereinbart.

Bei unserem Teamtreffen letzten Oktober haben wir Brüder des internationalen Teams einen wichtigen Weg, den es zu gehen gilt, beschlossen. Wir bilden ein Team von reisenden Priestern aus, die die Bruderschaftswoche (nach dem Modell von Brasilien) den Theologie-Seminaristen des vierten Jahrs und jungen Priestern bekanntmachen wie auch Priestern, die sie als jährliche Auszeit nutzen können. Wir müssen den örtlichen Ordinarien schreiben und wir probieren dieses Experiment zunächst in Asien aus.

Am Schluss sage ich meinen Dank für die finanzielle Kompetenz und harte Arbeit unseren beiden „Matthiassen“ – Br. Matthias Keil aus Österreich, unserem Schatzmeister, und Br. Matthias Fobbe aus Deutschland, unserem Finanzberater.  Wir haben nun ein neues Bankkonto unter der Vollmacht von Br. Matthias Keil und mir selber.

Pax-Bank; Deutschland / Germany
Empfänger /Beneficary: Priestergemeinschaft Jesus Caritas international
IBAN: DE 8437 0601 9300 1176 8008
BIC/SWIFT: GENODED1PAX

Was unsere Finanzen angeht, so hat das Team beschlossen, dass hilfsbedürftige Brüder, um an monatlichen Treffen oder an Treffen im Ausland teilzunehmen, zunächst vor Ort zu unterstützen sind. Der internationale Fonds springt nur nach gebührender Rücksprache und Beratung mit den für den jeweiligen Kontinentalverantwortlichen ein. Dies dient dem Ziel, einer Subkultur des Anspruchsdenkens und dem Missbrauch der Bruderschaft als „Ticket für einen Auslandstrip“ ein Ende zu machen.

Brüder, Weihnachten bietet uns die Gelegenheit zu gebären. Wir schreiten auf das neue Jahr zu, indem wir zum Vater, der uns Jesus schenkte, zurückblicken. Wir müssen die Einfachheit unseres Lebens gebären, die Freude am Dasein, Demut, liebevolles Mitleid mit den Armen. Seite an Seite, gemeinsam als Brüder und Freunde, gehen wir durch Vertrauen und Glauben, nicht durch Sehen, in unsere weitergehende Verklärung hinein in das Leben Jesu und Dienst – inspiriert von Bruder Charles und für unsere Leben -spendende Mission mit Gottes geliebtem Volk.

Schließt mich in Euer Gebet ein, mich, den schwachen verantwortlichen Bruder.

Mit brüderlicher Umarmung
Eric Lozada

PDF: Eric dt Weihnachtsbrief

Veröffentlicht in

BOTSCHAFT SEINER HEILIGKEIT PAPST FRANZISKUS: Gute Politik steht im Dienste des Friedens

ZUR FEIER DES
WELTFRIEDENSTAGES
1. JANUAR 2019

1. „Friede diesem Haus!“

Als Jesus seine Jünger aussandte, sagte er zu ihnen: »Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren« (Lk 10,5-6).

Frieden zu bringen steht im Mittelpunkt der Sendung der Jünger Christi. Und dieses Angebot richtet sich an alle, Männer und Frauen, die inmitten der Dramen und Gewalttaten der Menschheitsgeschichte auf Frieden hoffen.[1] Das „Haus“, von dem Jesus spricht, ist jede Familie, jede Gemeinschaft, jedes Land, jeder Kontinent, mit der jeweiligen Einzigartigkeit und Geschichte; gemeint ist insbesondere jeder Mensch, ohne Unterschiede und Diskriminierungen. Es geht dabei auch um unser „gemeinsames Haus“, um den Planeten, den Gott uns als Lebensraum zugewiesen hat und für den wir achtsam Sorge tragen sollen.

So soll dies auch mein Wunsch zu Beginn des neuen Jahres sein: „Friede diesem Haus!“

2. Die Herausforderung guter Politik

Der Friede ist der Hoffnung ähnlich, über die der Dichter Charles Péguy sagt,[2] sie sei wie eine zarte Blume, die versucht, mitten unter den Steinen der Gewalt aufzugehen. Wir wissen, dass ein Machtstreben um jeden Preis zu Missbrauch und Ungerechtigkeit führt. Die Politik ist ein grundlegendes Mittel, um ein Gemeinwesen aufzubauen und das Tun des Menschen zu fördern; aber wenn sie von den Verantwortlichen nicht als Dienst an der menschlichen Gemeinschaft verstanden wird, kann sie zu einem Instrument der Unterdrückung und Ausgrenzung, ja sogar der Zerstörung werden.

»Wer der Erste sein will«, sagt Jesus, »soll der Letzte von allen und der Diener aller sein« (Mk 9,35). So hob auch Papst Paul VI. hervor: »Nimmt man den Bereich des Politischen auf seinen verschiedenen Ebenen – örtlich, regional, national und auf Weltebene – wirklich ernst, dann muss man zugeben, dass jeder einzelne Mensch die Pflicht hat, die konkrete Wirklichkeit und die Bedeutung der ihm verliehenen Entscheidungsfreiheit anzuerkennen und darum bemüht zu sein, in gleicher Weise das Wohl der Stadt, der Nation und der Menschheit zu verwirklichen.«[3] In der Tat stellen die politische Funktion und Verantwortung eine ständige Herausforderung für alle dar, die das Mandat erhalten, ihrem Land zu dienen, die dort lebenden Menschen zu schützen und Voraussetzungen für eine würdige und gerechte Zukunft zu schaffen. Wenn sie sich in grundlegender Achtung des Lebens, der Freiheit und der Würde des Menschen vollzieht, kann die Politik wirklich zu einer hervorragenden Form der Nächstenliebe werden.

3. Nächstenliebe und menschliche Tugenden für eine Politik im Dienste der Menschenrechte und des Friedens

Papst Benedikt XVI. erinnerte daran, dass »jeder Christ […] zu dieser Nächstenliebe aufgerufen [ist], in der Weise seiner Berufung und entsprechend seinen Einflussmöglichkeiten in der Polis. […] Wenn der Einsatz für das Gemeinwohl von der Liebe beseelt ist, hat er eine höhere Wertigkeit als der nur weltliche, politische. […] Wenn das Handeln des Menschen auf Erden von der Liebe inspiriert und unterstützt wird, trägt es zum Aufbau jener universellen Stadt Gottes bei, auf die sich die Geschichte der Menschheitsfamilie zubewegt.«[4] Dies ist ein Programm, in dem sich alle Politiker unabhängig von ihrer kulturellen oder religiösen Zugehörigkeit wiederfinden können, die gemeinsam für das Wohl der Menschheitsfamilie arbeiten wollen, indem sie die menschlichen Tugenden praktizieren, die einem guten politischen Handeln zugrunde liegen: Gerechtigkeit, Gleichheit, gegenseitiger Respekt, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Treue.

In diesem Zusammenhang verdienen es die „Seligpreisungen des Politikers“, in Erinnerung gerufen zu werden, die vom 2002 verstorbenen vietnamesischen Kardinal François-Xavier Nguyễn Vãn Thuận stammen, der ein treuer Zeuge des Evangeliums war:

Selig der Politiker, der ein seiner Rolle entsprechendes Bewusstsein und Gewissen hat.
Selig der Politiker, der als Person glaubwürdig ist.
Selig der Politiker, der für das Gemeinwohl arbeitet und nicht für seine eigenen Interessen.
Selig der Politiker, der kohärent bleibt.
Selig der Politiker, der Einheit schafft.
Selig der Politiker, der sich für die Verwirklichung radikalen Wandels einsetzt.
Selig der Politiker, der zuhören kann.
Selig der Politiker, der keine Angst hat.[5]

Jede Wahl von Amtsträgern, jede Amtsperiode, jede Phase des öffentlichen Lebens ist eine Gelegenheit, zur Quelle und zu den Bezugspunkten zurückzukehren, die die Gerechtigkeit und das Recht inspirieren. Wir sind davon überzeugt: Gute Politik steht im Dienste des Friedens; sie achtet und fördert die grundlegenden Menschenrechte, die ebenso gegenseitige Pflichten sind, damit ein Band des Vertrauens und der Dankbarkeit zwischen gegenwärtigen und kommenden Generationen geknüpft werden kann.

4. Die Laster der Politik

Neben den Tugenden gibt es leider auch in der Politik Laster, die sowohl auf mangelnde persönliche Eignung wie auch auf Missstände im Umfeld und in den Institutionen zurückzuführen sind. Es ist allen klar, dass die Laster der Politik die Glaubwürdigkeit der Systeme, in denen sie stattfindet, sowie die Autorität, die Entscheidungen und das Handeln der Menschen, die sich dort einsetzen, untergraben. Diese Laster schwächen das Ideal einer echten Demokratie, sie sind die Schande des öffentlichen Lebens und gefährden den sozialen Frieden: Korruption – in ihren vielen Formen der Veruntreuung von öffentlichem Eigentum oder der Instrumentalisierung von Menschen –, Rechtsverweigerung, Missachtung von Gemeinschaftsregeln, illegale Bereicherung, Rechtfertigung der Macht durch Gewalt oder unter dem willkürlichen Vorwand der „Staatsräson“, der Hang zum Machterhalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, die Weigerung, achtsam mit der Erde umzugehen, eine unbegrenzte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen für den unmittelbaren Profit und die Verachtung für die, die zu einem Leben in der Fremde gezwungen sind.

5. Gute Politik fördert die Beteiligung junger Menschen und das Vertrauen in andere

Wenn die Ausübung der politischen Macht einzig auf die Wahrung der Interessen bestimmter privilegierter Personen abzielt, wird die Zukunft beeinträchtigt; junge Menschen stehen in Gefahr, ihr Vertrauen zu verlieren, weil sie dazu verurteilt sind, am Rande der Gesellschaft zu bleiben, und keine Möglichkeit haben, die Zukunft mitzugestalten. Wenn die Politik hingegen in der Förderung junger Talente und Berufungen, die nach Verwirklichung streben, einen konkreten Ausdruck findet, wird der Frieden in den Gewissen wachsen und auch auf den Gesichtern sichtbar sein. Es kommt zu einem dynamischen Vertrauen im Sinne von: Ich vertraue dir und glaube mit dir an die Möglichkeit, gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten. Politik dient dem Frieden, wenn sie sich in der Anerkennung der Charismen und Fähigkeiten eines jeden Menschen ausdrückt. »Was gibt es schöneres als eine hingereichte Hand? Sie ist von Gott, um zu geben und zu empfangen. Gott hat nicht gewollt, dass sie tötet (vgl. Gen 4,1ff) oder dass sie leiden lässt, sondern dass sie sorgt und zu leben hilft. Neben dem Herzen und dem Verstand kann auch die Hand zu einem Werkzeug des Dialogs werden.«[6]

Jeder kann mit seinem eigenen Stein einen Beitrag zum Bau des gemeinsamen Hauses erbringen. Echte Politik, die sich auf Recht und ehrlichen Dialog zwischen den Personen gründet, entsteht immer neu aus der Überzeugung heraus, dass mit jeder Frau, jedem Mann und jeder Generation die Hoffnung auf neue relationale, intellektuelle, kulturelle und spirituelle Möglichkeiten verbunden ist. Ein solches Vertrauen ist nie einfach, denn menschliche Beziehungen sind komplex. So leben wir momentan in einem Klima des Misstrauens, das in der Angst vor dem anderen oder Fremden, in der Angst vor dem Verlust der eigenen Vorteile wurzelt und sich leider auch auf politischer Ebene durch eine Haltung der Abschottung oder des Nationalismus manifestiert, die jene Brüderlichkeit in Frage stellen, die unsere globalisierte Welt so dringend braucht. Unsere Gesellschaften brauchen heute mehr denn je „Gestalter des Friedens“, die authentische Botschafter und Zeugen Gottes des Vaters sein können, der das Wohl und das Glück der Menschheitsfamilie will.

6. Nein zum Krieg und zur Strategie der Angst

Wenn wir hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs an die jungen Menschen, die bei diesen Kämpfen starben, und an die gequälte Zivilbevölkerung denken, verstehen wir heute besser als gestern die schreckliche Lehre aus den Bruderkriegen, dass nämlich Frieden sich niemals auf das bloße Gleichgewicht der Kräfte und der Angst beschränken kann. Den anderen zu bedrohen bedeutet, ihn zum bloßen Objekt zu machen und ihm seine Würde abzusprechen. Aus diesem Grund bekräftigen wir, dass die Eskalation von Einschüchterung wie auch die unkontrollierte Verbreitung von Waffen gegen die Moral und das Bemühen um wirkliche Eintracht verstoßen. Der Terror gegen die Schwächsten trägt dazu bei, dass ganze Bevölkerungsgruppen auf der Suche nach Orten des Friedens ins Exil gehen. Nicht tragbar sind politische Diskurse, welche die Migranten aller Übel beschuldigen und den Armen die Hoffnung nehmen. Stattdessen muss betont werden, dass der Frieden auf der Achtung jedes Menschen unabhängig von seiner Geschichte, auf der Achtung des Gesetzes und des Gemeinwohls sowie der uns anvertrauten Schöpfung und des reichen sittlichen Erbes früherer Generationen beruht.

Wir denken insbesondere auch an die Kinder, die in den derzeitigen Konfliktgebieten leben, und an all diejenigen, die sich für den Schutz ihres Lebens und ihrer Rechte einsetzen. In der Welt ist jedes sechste Kind von der Gewalt des Krieges oder ihren Folgen betroffen, wenn es nicht sogar selbst Soldat oder Geisel bewaffneter Gruppen wird. Das Zeugnis derer, die sich für die Achtung der Kinder und die Verteidigung ihrer Würde einsetzen, ist äußerst wertvoll für die Zukunft der Menschheit.

7. Ein großes Friedensprojekt

In diesen Tagen feiern wir den siebzigsten Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedet wurde. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an eine Feststellung von Papst Johannes XXIII.: »Wenn aber in einem Menschen das Bewusstsein seiner Rechte erwacht, so ist es notwendig, dass in ihm auch das Bewusstsein seiner Pflichten erwacht, sodass dem, der gewisse Rechte hat, in gleicher Weise die Pflicht innewohnt, seine Rechte als Zeichen seiner Würde einzufordern; den anderen aber wohnt die Pflicht inne, diese Rechte anzuerkennen und zu achten.«[7]

Der Frieden ist in der Tat das Ergebnis eines großen politischen Projekts, das auf der gegenseitigen Verantwortung und der wechselseitigen Abhängigkeit der Menschen beruht. Aber er ist auch eine Herausforderung, der man sich Tag für Tag stellen muss. Frieden ist eine Bekehrung von Herz und Seele, und es ist leicht, drei untrennbare Dimensionen dieses inneren und gemeinschaftlichen Friedens auszumachen:

– Frieden mit sich selbst: Unnachgiebigkeit, Wut und Ungeduld zurückweisen und – wie der heilige Franz von Sales riet – „ein wenig Sanftmut an sich selbst“ üben, um „anderen ein wenig Sanftmut“ zu erweisen;
– Frieden mit dem anderen: mit dem Familienangehörigen, dem Freund, dem Fremden, dem Armen, dem Leidenden …; den Mut haben, ihnen zu begegnen, und ihrer Botschaft zuhören.
– Frieden mit der Schöpfung: die Größe des Geschenks Gottes und seinen Teil der Verantwortung wiederentdecken, der jedem von uns als Bewohner der Welt, als Bürger und Gestalter der Zukunft aufgegeben ist.

Eine Friedenspolitik, die um die menschlichen Schwächen weiß und sich ihrer annimmt, kann immer aus dem Geist des Magnifikats schöpfen, das Maria, die Mutter Christi, des Erlösers, und die Königin des Friedens, im Namen aller Menschen singt: »Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen […] und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig« (Lk 1,50-55).

Aus dem Vatikan, am 8. Dezember 2018

Franziskus


[1] Vgl. Lk 2,14: »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.«
[2] Vgl. Le Porche du mystère de la deuxième vertu, Paris 1986 (Orig. 1911).
[3] Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens (14. Mai 1971), 46.
[4] Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 7.
[5] Vgl. Ansprache anlässlich der Konferenz und Ausstellung „Civitas“ in Padua: „30giorni“, Nr. 5/2002.
[6]Benedikt XVI., Ansprache bei der Begegnung mit den Mitgliedern der Regierung, Vertretern der staatlichen Institutionen, mit dem Diplomatischen Korps und mit den Vertretern der wichtigsten Religionen in Benin, Cotonou, 19. November 2011.
[7] Enzyklika Pacem in terris (11. April 1963), 24.

© Copyright – Libreria Editrice Vaticana


PDF: PF 1_1_2019 de

Adventbrief 2018, Werlvantbortlicher Bruder

Liebe Brüder,

heute, am Festtag unseres Bruders Charles, beginnen wir den Advent. Diese vier Wochen spiegeln die Hoffnung aller Menschen wider. Unsere Menschheit, die sich in einer permanenten, vor allem humanitären Krise befindet, bereitet uns Leid, und unsere Kirche kann dieses Problem weder verheimlichen noch kann sie ihm gegenüber gleichgültig sein. Die Gottesdienste mit unseren Gemeinschaften, das persönliche Gebet, das brüderliche Leben mit jenen, die uns nahe sind und jenen, die fern von uns sind, all das wird unserem Weg den Rhythmus geben. Der Advent lädt uns dazu ein, die „Stimme, die in der Wüste ruft“ zu hören, die Stimme jener, die laut schreien, um zu überleben, um ihrer Sehnsucht nach Frieden, nach Arbeit und nach Freiheit Ausdruck zu geben. Die Menschheit hofft weiterhin auf Befreiung. Die Armen, die eine Rettung erwarten, jene, die von Krieg bedroht sind, die Vertriebenen, die Zuflucht suchen, – ihre Zahl geht in die Millionen. Auch für sie kommt Jesus, und wir als Missionare müssen ihn verkündigen.

Die Kirche erlebt gerade eine schwierige Zeit, eine Krise, die durch das Bekanntwerden des Missbrauchs Minderjähriger verursacht wurde, und Papst Franziskus stellt sich dem demütig und mutig. Das ist Zeugnis für die Suche nach der Wahrheit, und auch der Papst ist Zeuge der Wahrheit.

Wir bereiten gerade unsere Weltversammlung 2019 vor. Wir sind aufgerufen, über unsere Identität als missionarische Diözesanpriester im Lichte des Charismas unseres Bruders Charles nachzudenken. Wir alle müssen die Regionalverantwortlichen unterstützen, für alle Brüder beten, für die Bruderschaften, die neu entstehen und für jene, die altern.

EINE MENSCHHEIT IN DER KRISE

Tagtäglich erreichen uns schlechte Nachrichten über Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche und Alte, die aus nicht immer klar ersichtlichen Gründen leiden.

Wir wissen, dass sie oft Geheiminteressen von Wirtschaftsmächten und Regierungen unterworfen sind, die diese Realitäten verheimlichen. Sogar in Ländern der „ersten Welt“ geschieht das. Die Opfer von Kriegen, Gewalt, Drogenhandel, Sexismus und Armut rufen in dieser Wüste, in der andere Stimmen nach Gerechtigkeit verlangen. Stimmen, die sich manchmal mit jenen vermischen, die nach Rache rufen, oder mit jenen, die sagen: “Sie sollen nicht herüberkommen, zurück in ihre Heimat mit ihnen!“ Auch wir haben eine Stimme, die Stimme Jesu, angekündigt von den Propheten. Eine Stimme, die aus unserem Glauben hervorgehen soll, aus unserer missionarischen Berufung, im Stil von Nazareth, was bedeutet: mit den Menschen unserer Stadt, unseres Dorfes sein, mit den einfachsten, bescheidensten von ihnen, denn nur die Armen lehren uns die Demut. Bruder Charles hat Jesus mitten unter den einfachen Menschen entdeckt: Ahmen wir ihn nach!

EIN ADVENT, DER UNS EINLÄDT EMPFÄNGLICH ZU SEIN

Diese Adventzeit lädt uns dazu ein, zu hören, uns Zeit zu nehmen, in einer kontemplativen Haltung dem Wort Gottes Gehör zu schenken, Gott in der Stille anzubeten und unseren Brüdern zuzuhören: jenen der Bruderschaft, den Diözesanpriestern, denen zuzuhören und die zu akzeptieren uns oft so schwer fällt, so sehr zerstören die Vorurteile den Dialog und das Miteinander. Auch jenen Menschen zuzuhören, die zu uns kommen oder mit denen wir in der Pastoral oder im sozialen Bereich arbeiten oder die einfach unsere Nachbarn sind. Öffnen wir die Tür, nehmen wir sie auf, begnügen wir uns nicht mit guten Ratschlägen oder leichten Worten. Wenn wir unsere Armut zeigen, unsere Unfähigkeit, Gebrochenes in Ordnung zu bringen, verletzte Herzen zu heilen, dann lassen wir Gott handeln. Er ist der einzige Unverzichtbare, ja, er heilt. Jesus achtet auf alle, und er lädt uns ein, unsere Herzen zu öffnen und sie von der Liebe Gottes und der Liebe der Menschen überfluten zu lassen. Wir werden die Freude, Jesus nachzufolgen, wiederfinden und wir werden vielen Menschen helfen, ihr Scheitern in Triumph zu verwandeln und sich selbst ein bisschen mehr zu lieben.

EINIE LEIDENDE KIRCHE

Wir leiden an den Folgen des Missbrauchs von Minderjährigen, der in vielen Diözesen der Welt verheimlicht wurde. Die Kirche verliert an Glaubwürdigkeit. . . . Wir könnten sagen, so war es schon immer, das ist unvermeidlich . . . Aber das wäre nicht wahrheitsgetreu. Diese Krise ist bei weitem noch nicht ausgestanden. Unser Papst Franziskus leidet sehr und stellt sich der Situation, indem er im Namen der Schuldigen um Vergebung bittet, indem er zuhört und nach einer gerechten Lösung für die Opfer sucht. Dabei verdient der Papst unsere volle Unterstützung. Bleiben wir in Verbindung mit ihm, die wir wissen, dass er auch in der eigenen Kirche Feinde hat, aber auch die Unterstützung vieler Menschen, (Gläubige oder Nicht-Gläubige), die in ihm einen Propheten unserer Zeit sehen, einen kohärenten Menschen, der, obwohl er „Staatschef“ ist, ein mitfühlendes Herz für die Leiden der Menschheit hat. Ich bin sicher, dass aus dieser Krise auch etwas Positives resultieren wird. Werden wir seine Brüder durch unser Gebet!

DER 1. DEZEMBER

Vor 102 Jahren ist Charles de FOUCAULD endgültig zum Vater heimgekehrt. Das ist ein Tag, an dem wir Gott für ihn danken, für das, was er uns an Intuition weitergegeben hat, für die Sendung, die er verwirklicht hat, für seine ein bisschen verrückten Träume. Bruder Charles hat uns geholfen, in unserer Berufung und in unserer Spiritualität die Freundschaft mit Jesus zu leben und mit den Menschen im kleinen Nazareth, das jeder erlebt, in seinem Alter und in seiner Lebenslust, in der Stille oder in der Zeugenschaft. Es ist ein Geschenk Gottes, das dauerhaft unser gnadenvolles Handeln verdient. Legen wir in unsere heutige Anbetung alles, was uns Bruder Charles hinterlassen hat, nicht so sehr durch seine geistlichen Schriften, als vielmehr durch das Zeugnis seines Lebens, ein Zeugnis von Liebe, Hingabe, Vertrauen und Großzügigkeit. Wiederholen wir sein Gebet der Hingabe, selbst wenn es uns schwer fällt, es ganz zu unserem zu machen.

UNSERE WELTVERSAMMLUNG

Vom 15. – 30. Jänner findet unsere Versammlung in Cébu auf den Philippinen statt. Das Hauptthema ist die Vertiefung unseres Seins als missionarische Diözesanpriester im Lichte des Charismas von Bruder Charles. Alle Details die Versammlung betreffend sind im Internet unter iesuscaritas.org nachzulesen.

Im grünen Streifen der Begrüßungsseite befinden sich der Fragebogen für die Vorbereitung, das Programm der Versammlung und das Anmeldeformular. …. Derzeit haben sich erst wenige angemeldet und nur ein Kontinent (Amerika) hat uns bisher Antworten auf den Fragebogen zugeschickt, außerdem noch einige regionale Bruderschaften. Ich weiß, dass viele sehr beschäftigt sind. Stellen wir uns jetzt dieser Aufgabe! Nur Mut! Raffen wir uns auf! Ich freue mich schon auf eure Zusendungen.

Zur Versammlung werden alle Regionalverantwortlichen und alle Delegierten kommen, außerdem die ehemaligen internationalen Verantwortlichen und die Verantwortlichen der Kontinente. Manche Brüder haben ein Problem damit, die Reisekosten zu bezahlen; die Weltbruderschaft übernimmt das soweit möglich, aber im Moment ist es schwierig, alle Ansuchen zu befriedigen. Manche europäische und amerikanische Bruderschaften haben auf das Problem reagiert, indem sie die Reisekosten für einen afrikanischen oder amerikanischen Bruder übernommen haben. … Danke. Ich bitte euch, Brüdern aus Haiti, Burkina Faso, Zentralafrika, dem Tschad, Kongo, Kamerun, Madagaskar, Pakistan, Indien und Bangladesch zu helfen, die ihr Flugticket noch nicht haben. Das ist eine wichtige Mühe für den Erfolg unserer Versammlung! Wir werden unseren nächsten internationalen Verantwortlichen und seine Mannschaft wählen, die, dessen bin ich sicher, uns dabei helfen werden, ausgehend von den realen Situationen und von unseren Träumen, Bruderschaft zu sein.

UNTERWEGS NACH WEIHNACHTEN

Wir wollen den besten Platz in unserem Leben dem geben, der kommt, um zu bleiben. Die Engel haben den Hirten die gute Nachricht gebracht und sie kündigen uns große Freuden an. Es gibt Engel, denen wir an der Tür, am Telefon oder in der Straße begegnen und die uns, ohne dass sie es wissen, sagen, dass Gott uns nahe ist. Es gibt Gesichter, in denen wir Jesus im Krankenhaus, im Gefängnis, in den Flüchtlingslagern begegnen. Engel in Gestalt kranker oder alter Menschen, die für die Kirche viel getan haben, für die Bruderschaft, für die Armen. Gesichter anonymer Personen, die Gutes tun ohne dafür etwas zu erwarten. Die Engel, einfache Leute in unseren Pfarren, die uns in der pastoralen Arbeit unterstützen oder durch ihre Gegenwart bei unseren Gottesdiensten oder die uns ihr Bestes geben durch ihre Nähe und Freundschaft. Das sind Engel ohne Flügel, deren Stimme widerhallt.

Mit dieser Hoffnung auf eine bessere Welt, auf eine von den Betrübnissen der Vergangenheit befreiten Kirche, auf eine Gemeinschaft von Brüdern im Dienst für das Reich Gottes, auf eine durch das Bemühen um Frieden und Gleichheit erneuerte Welt wünsche ich euch eine von Gott und unserem Bruder und Freund Jesus erfüllte Weihnacht. Ein großes abrazo.

Aurelio SANZ BAEZA, Weltverantwortlicher Bruder

Perínn, Carthagène, Murcia, Spanien, 1. Dezember 2018,
Fest des seligen Charles de FOUCAULD

(Danke an Matthias KEIL die Erleichterung der deutschen Übersetzung)

PDF: Adventbrief 2018, Werlvantbortlicher Bruder, deut